Einmal Chef sein und das Zepter selbst in die Hand zu nehmen ist ein beliebter Wunschgedanke vieler Arbeitnehmern. Was sich in der Theorie nach einem entspannten Arbeitsleben anhört, ist in der Realität allerdings gar nicht so einfach. Vor alle die hohe Verantwortung eines Vorgesetzten ist in der Praxis eine große Herausforderung.
Egal ob Produktivität oder Beschaffung von Nachwuchs: Die Handlungen innerhalb der Chefetage können gravierende Auswirkungen auf die Entwicklung in einem Unternehmen haben. So sind es sehr häufig Fehler von Chef, die ein Unternehmen von der Erfolgsspur bringen. Doch was sind eigentlich die zehn größten Fehler, die ein Vorgesetzter machen kann?
Die 10 größten Fehler von Chefs im Überblick
- Implementierung einer zu strengen Hierarchie innerhalb des Unternehmens
- Unternehmerischen Druck ungefiltert auf die eigenen Mitarbeiter übertragen
- Oberflächliches Interesse für die eigenen Mitarbeiter
- Fehlende Förderung von einzelnen Mitarbeitern
- Meinung des Personals wird nur geringfügig beachtet
- Nicht vorhandene Motivation des Personals
- Bevormundung des Personals durch falsche Aufgabenverteilung
- Unverbindliches Verhalten des Chefs
- Mangelhafte Handhabung von Fehlern im Betrieb
- Den eigenen Mitarbeitern nur wenig Vertrauen entgegenbringen
Inhalt
Fehler Nr.1: Übermäßiges Hierarchiegehabe
Selbstverständlich ist eine hierarchische Struktur in fast allen Unternehmen zwingend notwendig, damit das Geschäft am Laufen gehalten wird. Ein Problem entsteht allerdings dann, wenn die Machtstruktur im Unternehmen eine Distanzierung zwischen den Abteilungen bewirkt. Ist die Distanz zwischen Chefetage und Basis zu groß, empfinden Mitarbeiter dies nicht selten als eine Art der Bevormundung.
Unter einem Verhältnis dieser Art leidet in der Praxis ebenfalls die allgemeine Kommunikation. Wird die Machtposition von Chef zu dominant zum Ausdruck gebracht, hat das für gewöhnlich eine Einschüchterung des Personals zur Folge. Dies führt wiederum dazu, dass Probleme oder auch Verbesserungsvorschläge immer seltener an den Boss herangetragen werden. Auf die Dauer verliert ein Vorgesetzter so schnell den Bezug zur Arbeit im eigenen Unternehmen, was in aller Regel nicht nur negativ auf das Betriebsklima, sondern auch die geschäftliche Tätigkeit auswirkt.
Fehler Nr.2: Druck an Mitarbeiter übertragen
Egal ob Wettbewerbsdruck oder Ärger mit Zulieferern und Kunden: Im beruflichen Alltag gibt es sehr viele Dinge, die den Chef sprichwörtlich auf die Palme bringen können. Viele Vorgesetzte machen hier den Fehler und nutzen ihre Mitarbeiter als Ventil für diesen Druck. Anstatt gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten wird das Problem völlig ungefiltert an die Mitarbeiter weitergeleitet.
Für die Mitarbeiter ist man dann schnell ein launischer Chef, welcher von der Bevormundung seines Personals lebt. Auf die Dauer werden die Mitarbeiter durch ein solches Verhalten schnell unmotiviert im Job, wodurch sowohl die Arbeitsqualität als auch die Produktivität massiv leiden kann.
Fehler Nr. 3: Oberflächliches Verhältnis zu den eigenen Mitarbeitern
Ein weiterer großer Fehler ist mangelndes Interesse am eigenen Personal. Dieses Verhalten entsteht oft aus dem Grund, dass Führungskräfte oft von sich selbst überzeugt sind und Erfolgsstrategien deshalb auf eigene Faust entwickeln. Bei der Umsetzung steht dann häufig nur der Erfolg im Vordergrund und weniger die Frage, inwieweit die Arbeit das Personal beansprucht.
Dies führt in der Praxis schnell zu einer unausgesprochenen Unzufriedenheit bzw. Überlastung der eigenen Mitarbeiter. Im schlimmsten Fall denken die Mitarbeiter dann, dass sie eventuell erfolgreich ohne Chef sein können und kündigen deshalb früher oder später.
Fehler Nr.4: Fehlende Förderung des Personals
Eine mangelhafte Förderung einzelner Mitarbeiter hängt eng mit Fehler Nr.3 dieser Auflistung zusammen. Wer nämlich kein Interesse an seinen Mitarbeitern hat, erkennt auch nicht deren Potenzial bzw. Talente. Für den Mitarbeiter bedeutet das wiederum ein fehlendes Entwicklungspotenzial.
Da ohne persönliche Ziele die Mitarbeitermotivation schnell nachlässt, verliert ein Vorgesetzter ohne Interesse an den eigenen Mitarbeiter schnell talentierte Leute an die Konkurrenz. Um eine derartige Abwanderung von Mitarbeitern effektiv zu verhindern, ist die regelmäßige Förderung von Einzelpersonen ein wichtiges Werkzeug. Vor allem Fort- und Weiterbildungen können hier die Motivation hochhalten.
Fehler Nr. 5: Die Meinung der eigenen Mitarbeiter nur geringfügig wertschätzen
Insbesondere am unteren Ende der Machtpyramide eines Unternehmens haben die Angestellten häufig das Gefühl, dass ihre eigene Meinung in der Chefetage niemanden interessiert. Und in der Tat werden im Alltag viel zu oft Verbesserungsvorschläge oder Kritiken der Mitarbeiterbasis in großem Umfang ignoriert. Auch dieser Umstand führt beim Personal schnell zu einem Gefühl der Bevormundung.
Neben der Beeinträchtigung der Mitarbeitermotivation, hat ein solches Verhalten noch viele weitere negative Auswirkungen. So entstehen revolutionäre Ideen nicht selten an der Basis eines Unternehmens. In der Praxis gibt es zahlreiche Beispiele dafür, die zeigen, wie sehr sich Punkte wie zum Beispiel die Effizienz oder der Absatz durch eine offene Kommunikation zwischen Basis und Spitze steigern können.
Fehler Nr. 6: Wenn ein Vorgesetzter keine Motivation für die Mitarbeiter schafft
Das Motivieren der eigenen Mitarbeiter ist eine der wichtigsten Aufgaben eines jeden Chefs. Schafft ein Chef keine speziellen Anreize, so kommt der gesamte Betrieb nicht selten in einen sogenannten Trott, welcher für Innovationen im Prinzip pures Gift ist. Um dies zu vermeiden hat ein Chef gleich mehrere Möglichkeiten. Statt Bevormundung sollte ein Vorgesetzter zum Beispiel auf das klassische Lob setzen.
Selbst kurze Aussagen wie „gut gemacht“ oder „gute Arbeit“ können die Motivation der Mitarbeiter beflügeln. Selbstverständlich muss das Loben der Mitarbeiter dabei gut dosiert werden. So verlieren die positiven Worte schnell an Wirkung, wenn sie zu häufig ausgesprochen werden. Weiterhin lässt sich auch durch andere Maßnahmen die Motivation hochhalten.
Neben Klassikern wie der Auszeichnung „Mitarbeiter des Monats“ können auch Prämien für außergewöhnliche Leistungen neue Anreize schaffen.
Fehler Nr. 7: Falsche Aufgabenverteilung innerhalb des Unternehmens
Als Vorgesetzter gilt es zu klären, welche Tätigkeit in der eigenen Firma von welcher Person am besten erledigt werden kann. Wie viele der bereits genannten Punkte hängt dieser Faktor eng damit zusammen, wie hoch das Interesse vom Chef für die eigenen Mitarbeiter ausfällt. Denn nur wer die Stärken und Schwächen seines Personals genau kennt, kann diese Aufgaben zuteilen, welche genau ihren Fähigkeiten entsprechen.
Wie gut eine Tätigkeit einer spezifischen Person liegt, hängt nicht selten davon ab, ob die Arbeit dem entsprechenden Mitarbeiter Freude bereitet. So erbringen Menschen teilweise überdurchschnittliche Höchstleistungen, wenn sie Spaß an ihrer Arbeit haben. Personen in der Chefetage sollten daher immer ein genaues Auge auf die individuellen Fertigkeiten ihrer Angestellten haben.
Fehler Nr. 8: Unverbindlichkeit bei der Mitarbeiterführung
Ein sehr häufiges Problem von Chefs ist die Tatsache, dass Führungskräfte sich in vielen Fällen nur ungern festlegen. So traut sich ein Vorgesetzter nicht immer direkt zu sagen, was gerade Sache ist. Dies liegt häufig daran, dass sich der Chef noch andere Optionen offenhalten will.
In der Praxis wird hierfür gerne eine schwammige Sprache benutzt, die sehr viele Phrasen enthält. Diese Art der Unverbindlichkeit wirkt auf die eigenen Mitarbeiter in der Praxis allerdings häufig alles andere als beeindruckend. So entsteht schnell der Eindruck, dass der Chef selbst nicht weiß was er will und das Unternehmen wahrscheinlich auch erfolgreich ohne Chef wäre. In der Regel erwartet das Personal vom Chef klare Anweisungen und ein konsequentes Auftreten. Ist dies nicht der Fall, werden die Mitarbeiter über kurz oder lang unmotiviert im Job.
Eine Ähnliche Situation entsteht, wenn ein Vorgesetzter sich offensichtlich vor Entscheidungen drückt. Selbstverständlich müssen wichtige Entscheidungen immer genau abgewägt werden, allerdings muss auch irgendwann ein Schlusswort her. Viele Chefs warten deshalb so lange mit Entscheidungen, da sie hoffen, in dieser Zeit noch an zusätzliche Informationen zu kommen.
Allerdings offenbart die Realität sehr deutlich, dass ein solches Abwarten in aller Regel nicht von Vorteil ist. Stattdessen sollte ein Vorgesetzter sich bewusst sein, dass er auch bei fehlenden Informationen die Lage überblicken und entsprechende Entscheidungen treffen muss. Hinzu kommt, dass ein unsicherer Chef häufig als launischer Chef gesehen wird.
Fehler Nr. 9: Fehler den Mitarbeitern vorwerfen und eigene Fehltritte nicht einsehen
Im unternehmerischen Alltag sollen Fehler zwar vermieden werden, dennoch gehören in jeder Firma fest mit dazu. Dies liegt prinzipiell darin, dass die Arbeit in einem Unternehmen von Menschen bewerkstelligt wird und diese nun mal unweigerlich Fehler machen. Die wichtige Frage ist hier, wie die Führungsetage mit Fehltritten umgeht.
So gibt es nicht wenige Chefs, die sehr negativ auf die Fehler ihrer Mitarbeiter reagieren, während sie sich eigene Fehler kaum eingestehen. Dieser Führungsstil ist allerdings nicht zielführend, da er sich sehr negativ auf die Mitarbeitermotivation sowie das Verhältnis zwischen Chefetage und Basis auswirken kann.
Anstatt Fehler als No-Go zu bewerten, sollten diese grundsätzlich erlaubt sein. Die Grundvoraussetzung ist dabei jedoch, dass aus jedem gemachten Fehler eine entsprechende Lektion gezogen wird. Auf diese Weise wird nicht immer wieder der gleiche Fehler begangen und das Unternehmen langfristig optimiert. Weiterhin sollten die Mitarbeiter keine Scheu haben, wenn es darum geht, Fehler der Unternehmensführung freiwillig zu melden. Wird die Meldung von Fehlern durch die Mitarbeiter ignoriert, so kommt bei selbigen schnell das Gefühl einer Bevormundung auf.
Fehler Nr.10: Fehlendes Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter
Wer die Motivation der eigenen Mitarbeiter dauerhaft hochhalten will, muss diesen zwangsläufig Vertrauen entgegenbringen. Die meisten Chefs wollen alles im Blick bzw. unter Kontrolle haben und geben deshalb nur ungern Vertrauen an das Personal ab.
Wird jedoch über längere Zeit kein Vertrauen an etablierte Mitarbeiter abgegeben, hat das unweigerlich eine Abnahme der Motivation zur Folge. So empfinden viele Mitarbeiter es als Wertschätzung, wenn sie plötzlich eine Aufgabe mit höherer Verantwortung erhalten. Dies führt wiederum dazu, dass das entsprechende Personal sich noch mehr in die Arbeit einbringt. Auf diese Weise wird ebenfalls die Produktivität nachhaltig gesteigert.
Grundsätzlich wünschen sich Mitarbeiter im Arbeitsalltag eine Herausforderung und wollen nicht jahrelang Tag für Tag den gleichen monotonen Prozess durchlaufen. Wer zu viel Kontrolle behält, sorgt nicht nur für eine Bevormundung, sondern sieht sich langfristig mit unselbstständigen Mitarbeitern konfrontiert.
Ein weiteres Problem ist, wenn der Chef sich ausschließlich auf Daten und Zahlen verlässt und den Dingen nicht wirklich auf den Grund geht. So werden Mitarbeiter bzw. deren Arbeit häufig nur anhand von Statistiken eingeschätzt und bewertet. Hierbei wird häufig die emotionale Ebene völlig vernachlässigt. Vor allem bei schwierigen Mitarbeitern ist es essentiell wichtig, die zugrundeliegenden Emotionen genau verstehen zu können. Eine der besten Maßnahme ist hier das regelmäßige Führen von persönlichen Gesprächen.
Fazit
Wie sich zeigt, kann ein Vorgesetzter bzw. Chef gleich eine ganze Reihe von Fehlern begehen, die dem eigenen Unternehmen auf die Dauer ernsthaften Schaden zufügen können. Ein weit verbreitetes Problem ist hier, dass die Chefetage sich diesen Fehlern gar nicht genau bewusst ist. Aus diesem Grund sollten Personen an der Spitze eines Unternehmens ihr eigenes Verhalten konstant auf den Prüfstand stellen.
Wer sich dies nicht selbst zu einhundert Prozent zutraut, sollte unter Umständen einen Unternehmensberater zu Rate ziehen. Einer der wichtigsten Faktoren im Zusammenhang mit der Mitarbeitermotivation ist sicherlich die Kommunikation zwischen Personal und Chefetage. Unter keinen Umständen darf hier eine zu große Kluft zwischen Basis und Spitze entstehen, welche die Kommunikation stark behindert.
Grundsätzlich sind die Mitarbeiter das eigentliche Kapital einer jeden Firma und maßgeblich für den Erfolg verantwortlich. Um hier auf lange Sicht nicht das Nachsehen haben zu müssen sollte die Unternehmensleitung eine Bevormundung mit allen Mitteln verhindern. Mit der Hilfe der aufgeführten Punkte lässt sich auch langfristig die Motivation der eigenen Mitarbeiter effizient hochhalten.