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Wie Führungskräfte Tränen trocknen können

Wie Führungskräfte Tränen trocknen können

Es ist kein Einzelfall, dass ein Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu weinen beginnt. Oft stehen Kollegen und auch Vorgesetzte hilflos gegenüber, wenn die Tränen fließen. Wenn der Chef schreit, kommt es noch öfter zum Weinen im Büro. Doch noch immer gelten Tränen am Arbeitsplatz als verpönt. Sie sind ein Zeichen der Schwäche und der Überforderung des Mitarbeiters.

Deswegen sollte das Weinen am Arbeitsplatz so gut wie möglich vermieden werden. Passiert es aber doch, dann müssen Sie als Führungskraft wissen, wie Sie mit dem Weinen umzugehen haben. Viel zu schnell könnten Sie als herzlos erscheinen, wenn Sie den Gefühlsausbruch ignorieren, aber Sie dürfen auch nicht gleich nachgiebig werden, wenn ein Mitarbeiter zu weinen beginnt. Mit ein paar einfachen Tipps können Sie Ihre  Professionalität wahren, und trotzdem einen Punkt setzen.

Woher rühren Tränen am Arbeitsplatz?

Nicht immer hat ein emotionaler Ausbruch etwas mit dem Job selbst zu tun. Oftmals spielen auch private Gründe eine Rolle, wenn die Dämme bei einem Mitarbeiter brechen. Hilfloses Abwenden ist dabei meist die Reaktion von Kollegen. Sie als Führungskraft sollten aber auf keinen Fall Gleichgültigkeit symbolisieren, sonder versuchen, die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Das ist nicht immer einfach. Viel zu häufig mutmaßen Führungskräfte, dass sie persönlich mit dem Weinen am Arbeitsplatz zu tun haben. Dabei ist das gar nicht der Fall. In den meisten Situationen ist das Gespräch lediglich der Auslöser. Der weinende Mitarbeiter könnte sich durch die Gesamtsituation überfordert und angegriffen fühlen. Mögliche Ursachen dafür sind:

  • Persönliche Verluste im Privatleben, beispielsweise durch einen Todesfall oder die Beendigung einer Beziehung
  • Ein starkes Empfinden von Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz
  • Enttäuschte Erwartungen im Berufsleben
  • Überforderung durch die Arbeit an sich
  • Gefühle der Verletzung, ausgelöst durch das stattgefundene Gespräch

Je nachdem, was das Weinen im Büro verursacht hat, sollte auch Ihre Reaktion ausfallen. Um auch wirklich herausfinden zu können, was das Weinen verursacht hat, müssen Sie den Mitarbeiter während des Gesprächs aufmerksam beobachten. Kommen die Tränen scheinbar aus dem Nichts, von einer Sekunde auf die Andere, dann liegt die Ursache nicht direkt in der aktuellen Situation begründet.

Nun liegt es an Ihnen herauszufinden, was Ihr Gegenüber belastet. Wenn Ihr Gesprächspartner Dich während Ihrer Ausführungen nicht ansieht, oder nervös wirkt, und dann erst anfängt zu weinen, dann ist seine Reaktion eine Folge Ihrer Worte. Das wiederum macht die Feststellung notwendig, ob Sie verletzend in Ihrer Wortwahl waren, oder ob Sie die Erwartungen des Kollegen enttäuschen.

Was Sie als Führungskraft bei Tränen am Arbeitsplatz nie tun solltest

Fängt ein Mitarbeiter in einem Gespräch an zu weinen, dann dürfen Sie auf keinen Fall aus Ihrer autoritären Position ausbrechen. Das heißt nicht, dass Sie ihn und den Gefühlsausbruch ignorieren sollen, aber Sie sollten sich weiter auf einer sachlichen Ebene mit ihm unterhalten.

Versuchen Sie nicht in die Rolle eines Seelentrösters zu treten, denn das würde Euer Verhältnis nachhaltig stören. Diesem Kollegen dann wieder auf Augenhöhe zu begegnen, nachdem eine umsorgende Geste stattfand, ist sehr schwierig. Bewahre also Ihre Haltung, wende Dich nicht ab und zeige auf keinen Fall, dass Dich der emotionale Ausbruch erschüttert.

Beim Weinen am Arbeitsplatz sollten Sie Ihrem Gegenüber ein wenig Zeit einräumen, um sich zu sammeln. Kommentieren Sie das auch, bieten Sie ihm ein paar Augenblicke der Ruhe, und laden Sie ihn ein, sich danach wieder mit Ihnen zusammenzusetzen, um zu erläutern, was denn nun zu tun sei. Der positive Nebeneffekt am Einräumen einer kleinen Gesprächspause ist, dass auch Sie sich ein wenig Zeit nehmen kannst, um Ihr weiteres Vorgehen zu überdenken.

Vergessen Sie aber nicht, dass Sie Ihren Kurs nicht verlassen dürfen, um nicht unglaubwürdig zu wirken. Knicken Sie ein, weil Mitarbeiter weinen, werden Sie nie wieder Ihre Linie fahren können. Denn sobald sich verbreitet, dass Tränen am Arbeitsplatz Sie erweichen können, werden auch andere Mitglieder Ihres Teams versuchen, Ihr Mitleid zu erwecken.

Weinen am Arbeitsplatz, weil das Privatleben aus dem Ruder läuft

Wenn Sie sich nach einer kurzen Unterbrechung wieder mit dem Mitarbeiter treffen, sollten Sie vorsichtig versuchen, den Grund für das Weinen zu erfahren. Frage nicht einfach nach dem Warum, sondern beginne die Ursachenforschung mit Direktheit.

Hinterfrage als Erstes, ob den Kollegen berufliche oder private Sorgen belasten. Egal, welche Antwort hier kommt, sie hat immer zur Folge, dass Sie ihn fragen, was getan werden kann, um die Situation zu ändern. Nehmen Sie den Mitarbeiter mit in die Verantwortung, und hören Sie sich auch eventuelle Lösungsvorschläge an.

Sollten es tatsächlich schwerwiegende private Gründe sein, die das Weinen am Arbeitsplatz verursachten, dann können Sie entweder ein paar freie Tage anbieten, damit sich der Kollege wieder sammeln kann, oder Sie schlagen eine vorübergehende Reduzierung des üblichen Arbeitspensums vor, einhergehend mit vielleicht flexiblen Arbeitszeiten. Halten Sie sich vor Augen, dass dies nur eine Lösung sein kann, wenn der Mitarbeiter eine schwere Krise durchmacht.

Weinen im Büro aus beruflichen Gründen

Ihr Gesprächspartner wird ein wenig Zeit benötigen, um sich klar auszudrücken. Vielleicht hat er mit Kollegen ein Problem, das er alleine nicht lösen kann. Bieten Sie hier Ihre Hilfe an. Schlagen Sie ein Meeting des gesamten Teams vor, um eventuell solche Angelegenheiten gemeinsam zu besprechen oder aus der Welt zu schaffen.

Appellieren Sie an das Vertrauen des Mitarbeiters, und erinnere ihn daran, dass er schon lange vorher mit Ihnen über das Problem hätte reden können. Gib ihm dabei ein Lächeln, und mache klar, dass die Tränen am Arbeitsplatz vielleicht nicht geflossen wären, wenn er sich Ihnen vorher anvertraut hätte. Das gleiche Vorgehen können Sie auch anwenden, wenn der Kollege sich ungerecht behandelt fühlt. Hören Sie ihm aufmerksam zu, und widerlegen Sie seine Bedenken mit vernünftigen Gedanken und Ausführungen.

Weinen von Mitarbeitern kann auch von unerfüllten Erwartungen herrühren. Nicht selten kommt das Weinen im Büro vor, wenn die Erwartung an eine eventuell bevorstehende Beförderung nicht erfüllt wird. In diesem Fall müssen Sie ehrlich zu Ihrem Gesprächspartner sein. Erklären Sie, warum die Wahl auf eine andere Person gefallen ist, und zeigen Sie auch deutlich die Gründe auf, die gegen eine Beförderung Ihres Gegenübers gesprochen haben. Achten Sie bei dieser Unterredung darauf, sachlich und neutral zu bleiben, um nicht erneutes Weinen zu riskieren.

Musste Ihr Mitarbeiter weinen, weil er sich überfordert fühlt? Tatsächlich kommt es sehr häufig vor, dass unter der Last von Stress und Termindruck die Dämme brechen, und Mitarbeiter Tränen am Arbeitsplatz vergießen. Versuche auf keinen Fall, eine hohe Arbeitsbelastung zu rechtfertigen oder Entschuldigungen dafür zu finden.

Hier laufen Sie sehr schnell Gefahr, dass Ihre Reaktion als Einknicken gewertet wird, und schnell macht das Gerücht die Runde, dass Mitarbeiter beim Chef nur weinen müssen, um ihren Willen durchzusetzen. Beweisen Sie Charakterstärke, und bleiben Sie Ihrer Linie treu. Bieten Sie eventuell eine andere Arbeitsaufteilung an, die Sie aber zunächst in einem Abteilungsmeeting mit dem Team besprechen werden.

Temperamentvolle Gefühlsausbrüche von Vorgesetzten und die Tränen am Arbeitsplatz

Versuchen Sie von Anfang an einen professionellen Ton zu wahren. Die Stimme zu erheben, zieht keinen Respekt nach sich, sondern eher den Unmut und manchmal auch den Spott von Mitarbeitern. Sollte es aber doch einmal mit Ihnen durchgehen, und Sie fangen an ungehalten und aggressiv mit den Mitarbeitern zu sprechen, dann stehen Sie im Nachhinein auch zu Ihren Fehlern. Wenn der Chef schreit, muss er damit rechnen, dass zartbesaitete Mitarbeiter weinen.

Nehmen Sie den betreffenden Kollegen zur Seite und erklären Sie ihm, dass es keinesfalls Ihre Absicht war, seine Gefühle zu verletzen. Machen Sie klar, dass Sie auf keinen Fall ein Weinen am Arbeitsplatz verursachen wollten, und versuchen Sie in diesem Moment, Ihre ehrliche Betroffenheit auch zu zeigen. Es schadet nicht, hier eine Entschuldigung zu platzieren, und Sie zeigen damit mehr Größe, als wenn Sie den Vorfall einfach totschweigen.

Was gilt es noch zu beachten, wenn Mitarbeiter weinen

Auch wenn es für alle Beteiligten unangenehm ist, niemandem ist das Weinen im Büro peinlicher, als dem Betroffenen selbst. Sich als schwach und labil zu outen, will kein Mitarbeiter wirklich. Vor allem das Gerede nach dem Vorfall wird gefürchtet, und es ist nicht immer einfach, so einen Gefühlsausbruch im Nachhinein zu vergessen und zur Tagesordnung zurückzukehren.

Mitarbeiter, die am Arbeitsplatz weinen, versuchen noch eine ganze Weile, den direkten Kontakt zu Zeugen dieses Moments zu vermeiden. Es ist daher von großer Wichtigkeit, dass Sie selbst die Verbindung zu diesem Kollegen suchen, um ihm zu zeigen, dass der Moment der Schwäche vergessen ist, und ihm nicht weiter anlastet.

Weinen ist menschlich, es kann jeden treffen, auch Sie. Vielleicht haben Sie die Gabe, sich so lange zu kontrollieren, bis Sie  mit Ihren Emotionen alleine sind, und ihnen nachgeben können. Diese Fähigkeit haben aber nicht alle Menschen. Verurteilen Sie sie daher nicht, denn es wäre gelogen zu behaupten, dass anderen so ein Moment der überkochenden Emotionen nicht passiert.

Sie sind erwachsen genug, um auch über so eine Situation hinwegzusehen, und als Führungskraft dürfen Sie Ihrem Team nicht das Signal geben, dass Weinen am Arbeitsplatz einen allzu bleibenden Eindruck bei Ihnen hinterlassen hat. Unterscheiden Sie aber immer, wann Sie überheblich und arrogant wirken, und wann Sie als professionell angesehen werden.

Nicht zuletzt sollten Sie sich daran erinnern, dass es im Beruf immer zwei Ebenen gibt, auf denen Gespräche basieren können. Da wäre zum einen die sachliche Ebene. Hier sprechen Sie professionell und eben sachlich, aber nicht emotionslos mit Ihren Mitarbeitern. Sie strahlen dabei Gelassenheit aus, und versuchen, Ihre Ruhe auf Ihre Gesprächspartner zu übertragen. Im Gegensatz dazu steht die zwischenmenschliche Ebene.

Hier zeigen Sie Mitgefühl und situationsabhängig auch Reue, beispielsweise wenn Sie einen Mitarbeiter persönlich durch Ihr Verhalten verletzt haben. Die zwischenmenschliche Ebene sollte mit Vorsicht genutzt werden, denn allzu leicht driften Sie dabei ab, und werden bei der Problemlösung zu persönlich. Das wiederum kann Ihnen leicht als schwacher Führungsstil ausgelegt werden. Wenn überhaupt sollten Sie diese Art von Gesprächsführung ausschließlich für Unterhaltungen nutzen, bei denen es um ernste Krisen im Privatleben Ihres Mitarbeiters geht.

Weinen darf nicht zu einem vorschnellen Urteil führen

Private Sorgen sehen viele Unternehmen am liebsten dort, wo sie verursacht wurden, nämlich vor den Toren des Betriebes. Es ist aber keinem Menschen möglich, seine Sorgen so einfach über Bord zu werfen, um mit einem ewig währenden Lächeln durch das Büro zu laufen. Weinen am Arbeitsplatz gehört genauso zu einem Unternehmen, wie das Geräusch von tippenden Fingern auf einer Tastatur.

Dass Weinen als Zeichen der Schwäche gewertet wird, ist hauptsächlich im Berufsleben der Fall. Rasch wird das Weinen am Arbeitsplatz zum Stigma und kann mitunter sogar ein berufliches Weiterkommen auf der Karriereleiter verhindern. Rufen Sie sich immer in Erinnerung, dass Weinen so viel mehr ist, als ein untrügliches Zeichen von geringer Belastbarkeit. Es ist der Beweis dafür, dass Sie es mit Menschen zu tun haben, die eben auch Gefühle haben.

Behandle also keinen Kollegen anders, als Sie es für sich selbst von einem Vorgesetzten erwarten. Erniedrigungen haben in beruflichen Unterhaltungen nichts zu suchen. Wenn der Chef ständig schreit, muss ihm zwangsläufig die Fähigkeit zur Sozialkompetenz abgesprochen werden. Und genau das ist eine Fähigkeit, die jeder Vorgesetzte haben sollte, um menschlich, gut und gerecht führen zu können. Nur diese Art von Führung bringt langfristig zufriedene Mitarbeiter und sichert den Erfolg des Unternehmens.

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