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Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz – Körperschmuck oder Karrierefalle?

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Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz – Körperschmuck oder Karrierefalle?

Sind Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz eine reine Privatangelegenheit?

Tattoos und Piercings sind als Form des individuellen Körperschmucks längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jüngste Untersuchungen der Universität Leipzig haben ergeben, dass inzwischen jeder Fünfte in Deutschland tätowiert ist. Laut einer Studie der Bochumer Universität sind mehr als sechs Millionen Deutsche tätowiert.

Die Verbreitung von Piercings ist sicherlich vergleichbar. Doch sind Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz deshalb eine reine Privatangelegenheit? An vielen Arbeitsplätzen wird schließlich auch Privatkleidung getragen. Doch ist der Bekleidungsstil nicht selten einem gewissen Codex unterworfen. Dieser Codex, wenn auch nicht gesetzlich festgeschrieben, gilt umso mehr für Körperschmuck wie Tattoos und Piercings.

Allerdings gibt es von Branche zu Branche Unterschiede. Eines kann jedoch gesagt werden: Der Arbeitsplatz sollte keine Bühne der Selbstdarstellung sein. Ausnahmen gibt es gewiss. Solltest Du beispielsweise selbst in einem Tattoo-Studio angestellt sein, wird Dein Chef Deine gelungenen Tattoos und Piercings mit Sicherheit begrüßen. Ansonsten musst Du Dir vorm Tätowieren gut überlegen, wo genau Deine beruflichen Ziele liegen.

Tattoo ist nicht gleich Tattoo

Tattoo ist natürlich nicht gleich Tattoo. Gegen eine diskrete Tätowierung an verborgener Stelle kann kein Arbeitnehmer etwas einwenden. Die meisten Piercings lassen sich temporär entfernen, ohne dass sichtbare Spuren zurück bleiben.

Wir reden hier also nicht von Tattoos und Piercings im Job, die für die Umwelt nicht oder kaum sichtbar sind. Gegen besonders auffälligen Körperschmuck kann ein Arbeitgeber hingegen durchaus Einspruch erheben. Eine gesetzliche Grundlage, Körperschmuck aus rein ästhetischen Gründen zu verbieten, gibt es jedoch nicht.

Selbst wenn ein generelles Verbot von Tätowierungen im Arbeitsvertrag festgeschrieben steht, ist das in der Regel unwirksam. Denn die Arbeitgeberinteressen dürfen nicht über das Persönlichkeitsrecht des Angestellten erhoben werden. Doch Hand aufs Herz, wer möchte schon ein Arbeitsverhältnis im Dauerstreit führen.

Die persönlichen Vorlieben eines Arbeitnehmers in Spe erkennt ein geübter Personalchef zudem schon bevor es zum Abschluss eines Arbeitsvertrages kommt. Wer also Karriere machen möchte, sollte sich im Vorfeld mit den branchenüblichen Vorgaben vertraut machen und anfreunden.

Berufe mit Kundenkontakt

In Berufen mit regelmäßigem Kundenkontakt sind Vorgaben bis hin zu Verboten von Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz durchaus zulässig. Immerhin geht es darum, das Image und Ansehen des Unternehmens zu bewahren. Der Arbeitnehmer mit Kundenkontakt präsentiert seine Firma an vorderster Stelle. Dafür und für das korrekte Erledigen seiner Arbeit wird der Mitarbeiter schließlich bezahlt. Wenn Du also eine Karriere in einer Bank, einer Versicherung, bei einer Flug- oder anderen Transportgesellschaft, im Handel, in der Gastronomie oder auch im öffentlichen Dienst anstrebst, solltest Du kein Liebhaber besonders auffälliger Körpermodifikationen sein. Dabei geht es in erster Stelle um Gesicht, Hals, Hände und Arme.

Doch auch die Beine und Knöchel sind inzwischen eine beliebte Stelle für Tattoos. Wenn Du also im Sommer gern Bein zeigst, sollten diese Körperregionen für auffällige Tätowierungen ebenfalls tabu sein. Für Ärzte und Pflegepersonal sind auffällige Tätowierungen ebenfalls eine heikle Angelegenheit. Man hat sehr eng mit Patienten und pflegebedürftigen Menschen zu tun und da ist äußerliche Zurückhaltung durchaus angebracht. In der Baubranche und im produzierenden Gewerbe hingegen sind auffällige Tattoos meist kein Problem, zumindest kein ästhetisches.

Verbote bei Gefährdung

Zumindest Piercings und Schmuck können vom Arbeitgeber dann verboten werden, wenn sie eine Gefahr am Arbeitsplatz darstellen. Das gilt vor allem für die Arbeit an Maschinen, wo sich solche Schmuckstücke wie Piercings, Ringe oder Ketten leicht verfangen könnten. Rotierende Maschinen sind an sich schon eine Gefahrenquelle und die Bedienung erfordert das Einhalten vieler Regeln und Sicherheitsvorschriften.

Eine zusätzliche Gefahr durch Schmuck muss an solchen Arbeitsplätzen aus verständlichen Gründen ausgeschlossen werden. Verständnisvolle und verantwortungsbewusste Mitarbeiter sehen das auch ein, denn schließlich trägt man auch freiwillig Schutzkleidung.

Hygiene spielt eine Rolle

Die Hygiene spielt ebenfalls eine gewichtige Rolle, wenn es um das Verbot von Piercings und Schmuckstücken geht. In der Lebensmittel verarbeitenden Industrie wie im Bäcker- oder Fleischerhandwerk ist beispielsweise das Tragen von Ringen untersagt. Auch in Küchen von Restaurants oder Imbissstuben ist Hygiene das oberste Gebot. Wer in Töpfen rührt, sollte vorher seinen Schmuck freiwillig ablegen.

Übrigens stellen frisch gestochene Piercings, aber auch neue Tattoos ohnehin eine erhöhte Infektionsgefahr für den Träger da. Ein vorsichtiger und hygienischer Umgang mit dem neu erworbenen Körperschmuck sollte daher ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein. Das gilt für Piercings und Tattoos am Arbeitsplatz ebenso wie in der Freizeit. Die Berührung mit Lebensmitteln, Wasser und chemischen Substanzen ist am Anfang besonders heikel.

Tattoos in Kreative Berufe

Immer gibt es auch die Ausnahme von der Regel. In sogenannten bürgerlichen Berufen ist mit Tattoos und Piercing am Arbeitsplatz prinzipiell sparsam umzugehen. Du solltest Dich mit Deinem Äußeren an die Gepflogenheiten in der Firma anpassen. Das gilt für den Kleidungsstil ebenso wie für Deinen Schmuck.

In kreativen Berufen hingegen ist ein auffälliges Äußeres unter Umständen sogar erstrebenswert. Kreative Berufe leben auch von dem Image der Individualität und Freiheit. Da sind sogar besonders auffällige Piercing wie Flesh Tunnel oder Plugs erlaubt. Natürlich kommt es auch hier darauf an, in welcher kreativen Branche Du unterwegs bist. Als selbstständiger bildender Künstler oder Rockmusiker hast Du ohnehin alle Freiheiten, was Dein Äußeres betrifft. Bei Orchestermusikern oder Bühnenschauspielern hingegen sieht das schon wieder ganz anders aus. Als Orchestermusiker musst Du Seriosität und Ernst Verkörpern.

Für einen Schauspieler hingegen sind Haut und Körper wie eine Leinwand, die immer wieder neu bemalt werden kann. Auffällige Tattoos können da durchaus ein Hinderungsgrund für die eine oder andere Rolle darstellen.

Tattoos in Hipsterberufen

In sogenannten Hipsterberufen geht es bezüglich Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz ebenfalls recht großzügig zu. Gerade junge Start-ups legen sich gern ein kreatives Image zu. Als Art Director oder Grafikdesigner hat man ebenfalls gewisse Freiheiten, was die individuellen Äußerlichkeiten betrifft.

Auch die Computerbranche pflegt in der Regel ein sehr spezielles Image und erlaubt ist, was gefällt. Wenn Du mit einem Unternehmen oder einer Dienstleistung selbstständig bist, kannst Du ohnehin tun, was Du möchtest. Ob Deine Kunden Dein Äußeres gut finden, wirst Du an Deinen Umsätzen merken.

Unter Umständen kann ein etwas dezenteres Auftreten vor Kunden förderlich sein. Diese Erfahrung musst Du jedoch selbst machen. Um erfolgreich zu sein, wirst Du bald merken, was für Dein Geschäft gut ist und was nicht.

Kleine Tricks können helfen

In seriösen beruflichen Umgebungen mit viel zwischenmenschlichem Kontakt sind auffälliger Körperschmuck und Tattoos meist nicht gewünscht. Kleine Tricks können aber helfen, Deine individuelle Neigung zu überspielen und zu verstecken. Der berühmte, leider inzwischen verstorbene Fotograf und Tätowierer Herbert Hoffmann fotografierte schon in den 1950er Jahren Tattooliebhaber. Beispielsweise lichtete er einen höheren Beamten aus Hamburg ab, der am ganzen Körper tätowiert war. Seine Tattoos hörten genau dort auf, wo auch der Anzug aufhörte, den er täglich in seiner Behörde trug. Seither hat sich freilich viel verändert.

Die gesellschaftliche Toleranz bezüglich Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz, von der Freizeit ganz zu schweigen, ist wesentlich höher. In Banken, Versicherungen und Behörden gelte jedoch oft andere Regeln. Wenn Du Anzugträger bist, kannst Du viel darunter verbergen. Aber bedenke, selbst der Banker legt im Sommer mal sein Jackett ab oder löst die Krawatte.

Unterschiedliche Regeln

Im Handel oder Vertrieb gibt es ganz unterschiedliche Regeln, was Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz betrifft. Als Verkäuferin oder Verkäufer in einem hippen und jungen Modegeschäft hast Du womöglich alle Freiheiten bezüglich Körperschmuck und Tattoos. Vielleicht findet es der Arbeitgeber sogar gut, wenn seine Angestellten ein wenig „verrückt“ ausschauen, weil das den Umsatz bei der Zielkundschaft fördert.

Ganz anders sieht es hingegen im gehobenen Handel aus. Prinzipiell gilt die Faustregel: Umso seriöser und betuchter die Kundschaft ist, desto weniger ist eine auffällig zur Schau getragene Individualität gefragt und erlaubt. Ein guter Verkäufer sollte mit seinem Äußeren die Produkte und Waren quasi verkörpern. Das gilt für den Handel von Luxusgütern oder Kunst ebenso wie für hippe Kleidung, Schmuck oder Brillen für eine junge Kundschaft.

Die meisten Arbeitgeber im mittelständischen Handel und Vertrieb sind tolerant bis zu einem gewissen Grade. Bevorzugt wird gepflegte, durchaus legere Kleidung sowie Tattoos und Körperschmuck der diskreten Art. Gegen normale Ohrringe oder ein eher unauffälliges Nasenpiercing hat heute kaum noch jemand etwas einzuwenden.

Für die Ewigkeit gemacht

Wenn Du erst am Anfang Deines Berufslebens stehst, solltest Du Dir also genau überlegen, welchen Weg Du einschlagen willst. Tattoos sind praktisch für die Ewigkeit gemacht, auch wenn es inzwischen die Option des Entfernens gibt.

Der Preis für Tattoos ist jedoch sehr viel niedriger als die teure und langwierige Behandlung mit dem Laser. Piercings lassen sich meist unauffällig entfernen. Das gilt jedoch nicht für gedehnte Piercings wie Flesh Tunnel oder Plugs. Solche Körpermodifikationen können höchstens noch durch Operationen rückgängig gemacht oder auch nur abgemildert werden.

Kläre erst, was erlaubt ist

Frage Dich zuerst, was ist Dir wichtiger ist. Ist es das ungezügelte Ausleben Deines Schmuckbedürfnisses oder ist es das Erreichen Deiner beruflich Ziele in einer von Dir bevorzugten Branche?

Sollte es Dein berufliches Fortkommen sein, dann kläre zuerst, wie viele und welche Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz Dir erlaubt sein werden. Die Gepflogenheiten eines Unternehmens lassen sich gut im Rahmen eines Praktikums oder eines Ferienjobs erkunden. Sprich den zukünftig gewünschten Arbeitgeber ruhig direkt an, um zu erfahren, was er von Tattoos und Piercings hält. Durch eine ernsthafte Rückfrage zeigst Du auch, wie wichtig Dir Dein beruflicher Einstieg und Dein Fortkommen im Unternehmen sind.

Vorsicht Karrierefalle

Als junger Mensch neigt man leicht zur Übertreibung. Individualität möchte überbetont werden. Nicht wenige haben auffällige Tattoos und Piercings im Nachhinein bereut, weil sie sich als Karrierefallen entpuppt haben. Nicht jeder kann Künstler werden oder hat das Zeug für ein selbstständiges Unternehmen.

Die Toleranz der Gesellschaft und mancher Arbeitgeber gegenüber Tattoos und Piercings kann groß sein, muss sie aber nicht. Mit auffälligen Tattoos und Piercings im Gesicht empfiehlst Du Dich nicht gerade für eine Karriere als Lehrer oder Lehrerin, Stewardess, Richter, Chefarzt, höherer Beamter oder als Verkäufer in der Luxusgüter- oder Antiquitätenbranche.

Wenn Dir Dein berufliches Fortkommen in diesen oder ähnlichen Berufsfeldern wichtig ist, solltest Du Dein Schmuckbedürfnis Deinen Karrierezielen in jedem Fall unterordnen.

Diskreter Schmuck geht immer

Diskreter Schmuck hat in nahezu jedem Berufsfeld seinen Platz. Und muss es denn gleich ein Flesh Tunnel oder ein mehrfaches Augenbrauenpiercing sein, das Dich glücklich macht? Außerdem gibt es auch zu diesen Schmuckformen harmlose Alternativen, sodass Du Dich in der Freizeit durchaus wunschgemäß schmücken kannst.

Sogenannte Fakes sehen täuschend echt aus und Du musst Dich körperlich nicht völlig verändern. Auch temporäre Tattoos können eine gute Alternative zum Stechen für die Ewigkeit sein. Auch wenn ein Arbeitgeber keine wirkliche gesetzliche Handhabe gegen Tattoos und auffälligen Körperschmuck hat, bist Du auf sein Wohlwollen angewiesen. Das gilt umso mehr, wenn Deine berufliche Zukunft erst noch vor Dir liegt und Du auf der Karriereleiter nach oben klettern willst.

Absolute und unbegrenzte Individualität und Karriere sind gerade in vielen Angestelltenverhältnissen leider heute immer noch ein Widerspruch. Das gilt für Schmuck und Körperschmuck wie Tattoos genauso wie für Bekleidung, Verhalten und Disziplin.

Berufliche und Privates

Berufliche und Privates sollten stets getrennt werden. Das gilt vor allem, wenn man auffälligen Körperschmuck und Tattoos liebt, man beruflich aber viel mit seriöser Kundschaft und gehobenem Klientel zu tun hat. Dann ist die Anpassung ans Unternehmen und sein Auftreten gefragt, denn Du bist ein repräsentativer Teil Deiner Firma.

Trotzdem ist der Trend zu Tattoos bis heute ungebrochen. Universitäre Studien in Leipzig haben nachgewiesen, dass das Interesse an dieser Form von Körperschmuck vor allem bei älteren Menschen und Frauen weiter wächst. Zwischen Mitte 20 und Mitte 30 ist bereits jede zweite Frau in Deutschland tätowiert.

In den meisten Fällen sind die Tattoos wohl eher diskret, denn die jungen Frauen stehen sicherlich fast alle am Anfang ihres Berufsleben und haben eine Karriere noch vor sich. Tattoos und Piercings am Arbeitsplatz müssen also kein Widerspruch sein.

Zum Schluss

Tätowierungen müssen keine Karrierefalle sein, wenn sie wohlüberlegt gesetzt sind. Es gibt sogar Jobs, in denen Tätowierungen die Berufschancen erhöhen können. Inzwischen sollen in manchen Berufsfeldern die strengen Zugangsregeln sogar gelockert werden.

Nachgedacht wird darüber beispielsweise bei der Bundespolizei, wo Polizeianwärter bislang keine auffällig sichtbaren Piercings und Tattoos tragen dürfen. Da der Trend zum Tattoo weiter stetig zunimmt, müssen sich wohl immer mehr Arbeitgeber überlegen, wie sie damit zukünftig umgehen. Schließlich sind auch gute Fachkräfte immer mehr gefragt und da sollte die Leistung vor den Äußerlichkeiten bewertet werden.

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