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Zu sensibel für den Job? – Kein Grund zum Verzweifeln

Zu sensibel für den Job? – Kein Grund zum Verzweifeln

Hast Du den Eindruck, Du bist zu sensibel für den Job? Nimmst Du Dir Kritik in Deinem Arbeitsumfeld sehr zu Herzen? Ist lautes Stimmengewirr in Pausen manchmal eine Belastung für Dich? Hast Du Konzentrationsprobleme in Großraumbüros? Meinst Du sogar, dass Konzentrationsprobleme in Großraumbüros Deine Arbeitsleistung beeinträchtigen? Befürchtest Du, dass die Unternehmenskultur an Deinem Arbeitsplatz es Dir schwer macht, Deine Hochsensibilität als Stärke einzubringen?

Wer sich mit Hochsensibilität näher befasst, stellt fest, dass diese auch mit Vorteilen verbunden ist. Hier kannst Du Dich informieren, welche Folgen Hochsensibilität im Arbeitsumfeld hat, und was Du tun kannst, wenn Du meinst, dass Du zu sensibel für die Arbeit sein könntest. Mit einer passenden Arbeitsplatzgestaltung, regelmäßigen Pausen und vor allem mit den richtigen Rückzugsräumen kannst Du der Reizüberflutung vorbeugen und den Quellen der Überempfindlichkeiten wirksam begegnen.

Sensibel zu sein, bedeutet soziale Kompetenz zu haben

Der Begriff Sensibilität leitet sich vom lateinischen Wort sensibilis = empfindbar ab. Wer sensibel ist, verfügt also über eine besondere Fähigkeit zu fühlen und zu empfinden. In erster Linie handelt es sich dabei um eine soziale Kompetenz. Denn „unsensibel“ gilt als negative Eigenschaft. Bei Hochsensibilität ist diese Fähigkeit zur Empfindung besonders ausgeprägt.

Hochsensibilität betrifft sehr viele Menschen

In der Psychologie wird das Phänomen der Hochsensibilität seit einiger Zeit erforscht. Dieser Begriff wurde erstmals kurz vor der Jahrtausendwende von der US-amerikanischen Psychologin Elaine N. Aron gebraucht („Highly Sensitive Persons“, abgekürzt: HSP). Aron bezeichnete Hochsensibilität als Persönlichkeitsmerkmal, das sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt.

Der Hang zu Überempfindlichkeiten kann genetisch bedingt sein. Der Anteil der Menschen mit Hochsensibilität wird auf 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt. Männer und Frauen sind davon gleichermaßen betroffen.

Hochsensibilität ist keine Krankheit oder Störung

Hochsensibilität ist demnach keine Krankheit oder Störung. Ein positiver Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Hochbegabung wird diskutiert. Wer hochsensibel ist, verarbeitet Reize schneller als Personen mit durchschnittlicher Sensibilität. Aaron hat herausgefunden, dass Menschen mit Hochsensibilität stärker auf Medikamente und Koffein reagieren. Auch Schlafmangel erlebt jemand intensiver, der hochsensibel ist.

Der Mensch nimmt im Durchschnitt nur 0,3% aller Umweltreize wahr. Es erfolgt also ein unbewusstes Filtern von Reizen. Vermutet wird, dass Menschen mit Hochsensibilität Informationen in geringerem Umfang filtern. Wesentlich mehr Reize bleiben übrig, die gleichzeitig verarbeitet werden müssen. Dadurch kommt es leicht zur Reizüberflutung und zu Überempfindlichkeiten gegenüber besonders störenden Umweltreizen. Hochsensiblität hat sowohl Vorteile als auch Nachteile im Arbeitsumfeld.

Gründlicheres Wahrnehmen von Stimmungen, aber höheres Risiko der Erschöpfung

Im Beruf ist es mit einigen Vorteilen verbunden, wenn Du hochsensibel bist. Dann kannst Du genauer die Stimmungen und Botschaften in Deinem Arbeitsumfeld wahrnehmen. Hochsensibilität ist aber auch mit Schwierigkeiten verbunden. Stressige Situationen sind besonders belastend.

Hochsensible arbeiten oft besonders gründlich. Dadurch kann es schwer fallen, Arbeitsaufträge im üblichen Zeitraum abzuarbeiten und man gerät in die Situation, sich rechtfertigen zu müssen. Wer denn Zeitmangel mit Überstunden löst, verlagert das Problem. Denn dann fehlt die Zeit zur Erholung und zum Kräftesammeln. Unausgeglichenheit und Erschöpfung sind die Folgen. Ein Gefühl der Überforderung stellt sich ein. Dabei steigt das Burn-out-Risiko.

Geringere Stressresistenz, physiologische Auswirkungen

Hochsensible Menschen haben eine geringere Stressresistenz. Sie schätzen Situationen leichter als bedrohlich ein und erleben dabei Sorgen intensiver. Man wünscht sich dann, sich der Situation zu entziehen. Auch physiologisch äußert sich Hochsensibilität: beispielsweise durch einen erhöhten Puls, einen beschleunigten Atem oder höhere Schweiss-Aktivität.

Arbeitgeber und Kollegen verstehen nicht immer, was Hochsensibilität bedeutet

Viele Hochsensible fragen sich: Warum kommen die Kollegen mit dem Stress besser klar? Warum bin nur ich von Überempfindlichkeiten betroffen? Hinzu kommt, dass manche Arbeitgeber Hochsensibilität mit Überempfindlichkeitengleichsetzen. Wer hochsensibel ist, nimmt sich Kritik besonders zu Herzen. Konflikte mit dem Chef oder mit Kollegen wirken daher über eine längere Zeit nach.

„Schwamm drüber“, sagt sich nicht so leicht, wenn man hochsensibel ist. Manche kapseln sich ab, wenn sie vermuten, zu sensibel für den Job zu sein. Dabei aber bestätigen sie den Eindruck ihres Umfeldes. Dies kann dazu führen, dass der Chef sie für nicht ausreichend belastbar hält oder ihre soziale Kompetenz in Frage stellt.

Arbeitgeber könnten von Sensibilität ihrer Mitarbeiter profitieren

Wenn Arbeitgeber die Bereitschaft haben, sich mit dem Phänomen näher zu befassen, dann können sie die Stärken hochsensibler Menschen gezielt nutzen. Denn diese sind in der Lage, Informationen gründlich zu verarbeiten und netzwerkartig zu denken. Da sie zudem die Emotionen anderer früher und besser wahrnehmen, können sie sich gut in Kunden, Konkurrenten und Kooperationspartner hineindenken. Dies kann für Unternehmen sehr wertvoll sein. Denn so können Lösungen früher gefunden und Risiken rechtzeitig aufgedeckt werden. Daher solltest Du Deine Sensibilität auf keinen Fall als Handicap ansehen. Du musst Dich nicht dafür rechtfertigen, dass Du besonders gut fühlen und empfinden kannst.

Es hängt auch von der Unternehmenskultur ab, ob sich Mitarbeiter für zu sensibel für den Job hält

Die Unternehmenskultur hat Einfluss darauf, wie sich Hochsensibilität auswirkt: Ist die Unternehmung sehr hierarchisch organisiert? Werden Mitarbeiter vom Chef stark kontrolliert? Auch die räumliche Situation ist ein bedeutender Faktor. Herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von Kunden? Wie viel Platz hat der einzelne Mitarbeiter? Um wie viele Prozesse müssen sich Mitarbeiter gleichzeitig kümmern? Kommen weitere Störfaktoren wie Straßenlärm hinzu?

Arbeitsplatzgestaltung ist wichtiger Ansatzpunkt

Wenn Du den Eindruck hast, Du bist zu sensibel für den Job, kannst Du mit einer sinnvollen Arbeitsplatzgestaltung die Reizintensität reduzieren und Deine Stressresistenz verbessern. Versuche, Situationen zu meiden, in denen es leicht zu Überempfindlichkeiten kommt. Wenn Du Lärm nicht gut verträgst, ist es hilfreich, hin und wieder Ohrstöpsel zu verwenden.

Plane zwischendurch kurze Pausen ein, um die Einwirkung von Informationen entschleunigst. Vor allem bei Konzentrationsproblemen in Großraumbüros ist dies für Menschen mit Hochsensibilität sehr wirkungsvoll. Nach den Pausen fällt es Dir leichter, Dich zu konzentrieren. Die Mittagspause solltest Du auch so gut wie möglich für Dich und Dein Wohlbefinden nutzen.

Langes Warten in der Kantine solltest Du vermeiden. Achte auf eine verträgliche, bewusste Arbeitsplatzgestaltung. Wärme und Kälte zum Beispiel belasten zusätzlich. Steuere daher die Temperatur so, dass Dir diese angenehm ist.

Erkenne die Grenzen Deiner Belastbarkeit

Deine Kapazitäten solltest Du realistisch einschätzen. Dies ist für hochsensible Menschen besonders wichtig. Wenn Du den Eindruck hast, dass zu viele Reize gleichzeitig auf Dich einwirken, solltest du Wege finden, Deinen Arbeitsalltag zu entschleunigen. Nicht jede Entscheidung musst Du sofort treffen. Auch solltest Du nicht alle Aufträge gleichzeitig ausführen. Behalte den Überblick darüber, was gerade wichtig sind und was Zeit haben.

Manchmal kann man sich auch selbst Zeit zum Nachdenken verschaffen. Wenn ein Kollege mit einer Bitte an Dich herantritt, musst Du nicht unbedingt sofort zusagen. Sondern Du kannst erklären, Dich erst mit deinem Chef oder weiteren Kollegen darüber austauschen zu wollen. Dann gewinnst Du erst einmal Zeit und kannst Dir in Ruhe überlegen, ob du diesen Aufgabe wirklich übernehmen kannst. Wenn Du den Eindruck hast, dass es zu viele Aufträge werden, dann mach dem Kollegen einen alternativen Vorschlag und begründe diesen schlüssig.

Überlastungsanzeige gegenüber dem Chef kann eine Option sein

Wenn Du insgesamt eine Überlastung aufgrund Deiner Menge an Arbeitsaufträge befürchtest, ist es sinnvoll, dies Deinem Arbeitgeber gegenüber frühzeitig anzuzeigen. Damit zeigst Du, dass Du vorausschauend handelst. Wenn Du dagegen Arbeitsaufträge verspätet einreichst, wird es nicht leicht, dies Deinem Chef zu erklären und er kann Dir aus der Verspätung einen Vorwurf machen. Vor allem schützt Du Dich selbst vor Erschöpfung und Zeitdruck, wenn Du die drohende Überlastung früh erkennst.

Konzentrationsprobleme in Großraumbüros – Rücksprache mit Vorgesetztem oder Betriebsrat sinnvoll

Konzentrationsprobleme in Großraumbüros sind oft nicht vom Mitarbeiter selbst zu beheben. Das ständige Telefonklingeln kann zur Qual werden. Eine selbständige Arbeitsplatzgestaltung ist nicht möglich, wenn viele Kollegen im selben Büro arbeiten. Konzentrationsprobleme in Großraumbüros sollten daher im Gespräch mit dem Vorgesetzten thematisiert werden.

Da Konzentrationsprobleme in Großraumbüros unabhängig von Hochsensibilität weit verbreitet sind, solltest Du Dich nicht scheuen, dieses Problem anzusprechen. Wenn Dein Arbeitgeber kein Verständnis hat, ist es sinnvoll, sich an den Betriebsrat zu wenden. Betriebsräte kennen sich mit der Problematik der Konzentrationsprobleme in Großraumbüros aus.

Gelassen auf abwertende Kommentare reagieren

Wenn Kollegen meinen, dass Du zu sensibel für den Job bist, solltest du cool bleiben. Wenn Dir nicht gleich eine Antwort einfällt, lass Dir einfach etwas Zeit. Wichtig ist, dass Du Dich in Deinem Arbeitsumfeld möglichst wohlfühlst und Dich gut auf die Arbeit konzentrieren kannst. Wenn ein Kollege Spaß daran hat, Dir Hochsensibilität vorzuhalten, solltest Du versuchen, diese Angriffe ins Leere laufen zu lassen. Wenn Du gelassen reagierst, widerlegst Du ganz einfach den Vorwurf, hochsensibel zu sein. Denke in der Zeit einfach an etwas Angenehmes.

Schaffe Dir Rückzugsräume, in denen Du Dich gut entspannen kannst

Kurze Pausen zwischendurch sind zwar eine große Hilfe, aber es kommt auch auf die Gesamtbilanz zwischen Arbeit und Erholung an. Schaffe Dir Rückzugsräume, in denen Du Dich erholen kannst und Kraft für den kommenden Arbeitstag schöpfst. Wer sich nach der Arbeit entspannt, wird es leichter finden, am nächsten Morgen wieder zur Arbeit zu gehen und die Aufgaben anzupacken. Versuche, Dir eine Gegenwelt zum hektischen Berufsleben zu schaffen.

Besuche regelmäßig diese Insel im Alltagsfluss, wo nicht diese Vielzahl an Reizen verarbeiten musst. Achte darauf, dass Deine Hobbys wirklich geeignet sind, Deine Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn Du nach einem anstrengenden Arbeitstag ins Kino gehst, wirst Du möglicherweise erneut angestrengt und Du findest nicht genug Erholung. Ein Spaziergang am Wasser oder durch den Wald kann besser geeignet sein, um abzuschalten und sich zu sortieren.

Plane die Erholungszeiträume rechtzeitig ein

Wenn Du feststellst, dass Dir so ein Ritual gut tut, dann nimm Dir regelmäßig die Zeit dafür. Achte bei der Terminplanung darauf, dass dafür wirklich Zeit bleibt. Wenn du diese Rückzugsmöglichkeit in Deinem Terminplaner im Voraus für jede Woche kennzeichnest, dann vergisst Du es nicht so leicht. Es lohnt sich, diesen Entspannung fest einzuplanen. Probiere ruhig mehrere Aktivitäten aus, um zu erfahren, was Deine Rückzugsmöglichkeit ist.

Vielleicht ist es ein Bad mit einem Glas Rotwein oder das Hören klassischer Musik. Erfülle Dir solch einen kleinen Wunsch. Dies hilft Dir, Deine Stressresistenz langsam etwas auszuweiten und der Reizüberflutung vorzubeugen. Die Vorfreude auf Dein Entspannungsritual macht auch das Arbeiten angenehmer.

Auch über Alternativen nachdenken

Wer befürchtet, zu sensibel für den Job zu sein, sollte über Alternativen nachdenken. Hast Du schon viele Maßnahmen ausprobiert, um Deine Situation im Arbeitsumfeld zu verbessern? Hältst Du Dich weiterhin für zu sensibel für diesen Job? Machen Dir Konzentrationsprobleme in Großraumbüros das Arbeiten zeitweise unmöglich? Dann solltest Du Dir überlegen, ob ein Jobwechsel sinnvoll ist.

Berufe im sozialen Bereich sind für viele Menschen mit Hochsensibilität passend, da sie ihre Stärken hier besonders gut einsetzen können. Auch medizinische Berufe können besonders eignen, wenn man hochsensibelist. Wer möchte schon von einem unsensiblen Zahnarzt behandelt werden? Um Konzentrationsprobleme in Großraumbüros zu vermeiden, können auch Tätigkeiten ausgewählt werden, die üblicherweise in überschaubaren Büros wahrgenommen werden.

Beispielsweise im kreativen Bereich ist die Unternehmenskultur oft verträglich für Menschen, die sehr sensibel sind. Wenn Du einen Job gefunden hast, in dem Du Deine besondere Fähigkeit zur Empfindung gut einsetzen kannst, gehört die Frage „Bin ich zu sensibel für den Job?“ bald der Vergangenheit an.

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