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Die Raucherpause im Job – Grüppchenbildung und der Glimmstängel

Die Raucherpause im Job – Grüppchenbildung und der Glimmstängel

Die Raucherpause auf der Arbeit. Kaum etwas sorgt so für Gruppendynamik, Konfliktpotential und Ausgrenzung. Die Raucherpause kann wie kaum ein anderes Thema das Team trennen oder zusammenschweißen. Da das Rauchen an und für sich schon ein gesellschaftlich heikles und auch oft aufgeheiztes Thema ist, wollen wir in diesem Artikel einmal genauer betrachten, in wieweit Rauchen am Arbeitsplatz die Arbeitszufriedenheit und Gruppenbildung beeinflusst sowie die Belegschaft untereinander trennt und sogar verpöhnt ist.

Durch die häufige Abwesenheit derjenigen, die am Glimmstängel oder Dampfer hängen im Gegenteil zu den Nichtrauchern kommt es nämlich oft zu einer ganz eigenen komplizierten Dynamik des Teams. Wie das aussieht und welche Macht das Rauchen auf die Belegschaft ausübt, verraten wir hier.

Pro und Contra Rauchen – Daten und Fakten rund um den Glimmstängel

Klar liegt auf der Hand und ist heute jedem bewusst, dass das Rauchen hochgradig gesundheitsschädigend ist. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Rauchen zu einem früheren Tod führen kann. Neben zu wenig Bewegung und mangelhafter Ernährung zählt das Rauchen zu den Ursachen Nummer 1, chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Atemwegserkrankungen und natürlich Krebs zu verursachen.

Wer regelmäßig und über Jahre hinweg raucht, für den erhöht sich das Sterberisiko beträchtlich. Jedes Jahr sterben deutschlandweit ungefähr 140.000 Menschen an den Folgeschäden, die durchs Rauchen entstehen. Weltweit sind das über 6 Millionen Menschen.
(Quelle: de.statista.com/themen/150/rauchen)

Obgleich die heute gut aufgeklärte Gesellschaft um die gravierende Risiken durch dauerhaften Tabakkonsum weiß, liegt die Raucherquote laut Epidemiologischer Suchtsurvey im Jahr 2015 bei ungefähr 29 Prozent der Erwachsenen. Die Raucherquote bei Männern lag bei 31 und bei Frauen bei 26 Prozent. Die stärksten Raucher sind unter den Männern ca. 21-24 Jahre alt, die Frauen rauchen im Alter von 25-29 am meisten.

Somit sind die Zwanziger in beiden Geschlechtern das Raucher-Jahrzehnt. In den Dreißigern schaffen es viele, wieder aufzuhören, manche, vorrangig Männer, bei denen die Raucherquote höher liegt, jedoch auch nicht. Jeder fünfte Mann in Deutschland raucht täglich und kann als süchtig beschrieben werden.

Über die Jahre ist das Thema Rauchen in der Suchtforschung erschöpfend und umfassend betrachtet worden. So weiß man heute einiges, über Motivation von Menschen zu rauchen, das Rauchen nicht aufgeben zu können und ebenso, dass es verschiedene Rauch- und Suchttypen gibt. Wer aufhört oder nicht, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Dazu zählen nicht nur ganz weit vorn das soziale Umfeld, sondern auch Hintergründe wie Biografie, Lebens- und Familiengeschichte und bisherige Krisenerfahrungen. Die aktuelle Lebenssituation ist auch besonders ausschlaggebend dafür, ob jemand gerade Muße, Zeit und Energie hat, um das Thema Rauchstopp für sich anzugehen.

Die 5 Rauchertypen in der Raucherpause auf der Arbeit

Wie stehen Sie zur Pausen-Zigarette?

1. Der Genussraucher

„Die Zigarette in der Pause ist für mich ein kleiner Bonus zum entspannenden Schwatz mit meiner Lieblingskollegin.“

2. Der Stressraucher

„Oh Mann, ich hab heute wieder so unfassbar viel Arbeit auf dem Schreibtisch, jetzt muss ich unbedingt erstmal den Druck loswerden und eine rauchen!“

3. Der Figurraucher

„Ach, ich rauch lieber mit den Kollegen eine statt mich mit Essen in der Kantine vollzustopfen und hinterher nicht mehr denken zu können und vor allem: Dick zu werden!“

4. Der Gelegenheitsraucher

„Ich war schon lange nicht mehr mit unten, ich werd‘ mitgehen und rauch auch mal eine. Außerdem wollte ich Kathrin auch noch etwas fragen!“

5. Der Suchtraucher

„Gleich halb zehn, dann kann ich endlich eine rauchen! Zum Glück hab ich schon vorgedreht, so geht’s schneller!“

Aufhören oder nicht? – Pro und Contra Rauchen

Ans Aufhören haben mindestens 36 Prozent der Raucher bereits gedacht, begonnen, wieder abgebrochen und in mehreren Anläufen versucht durch zuziehen. Scheinbar fällt das vielen nicht einfach. Was hindert die doch gut aufgeklärten Deutschen daran, auf den Glimmstängel zu verzichten, wo doch heute ein solcher Anstieg des Gesundheitsbewusstseins und ein Trend zu Selbstfürsorge zu verzeichnen ist?

Wie bei jeder anderen Sucht, ist das starke Verlangen unbedingt rauchen zu müssen mit Belohnungszentren im Gehirn gekoppelt. Wir bekommen das Gefühl, nur wenn wir jetzt rauchen, können wir uns entspannen: Ohne geht es auf keinen Fall!

Am Anfang eines Nikotinentzugs ist der Suchtdruck (fachsprachlich „Craving“ = drängendes Verlangen) bei Betroffenen immer noch besonders hoch. Erst im Laufe der Zeit, wenn bestimmte Barrieren erfolgreich bewältigt wurden, erniedrigt dieser sich und der Zigarette zu widerstehen fällt leichter. Nikotinentzug benötigt mindestens drei Tage. Dann erst sind die Stoffe aus dem Körper heraus. Bleibt jedoch noch die psychische Abhängigkeit, welche um ein Vielfaches schwerer zu bewältigen ist.

Die häufigsten Ursachen, wieso man es nicht schafft aufzuhören, sind einsetzende Entzugserscheinungen wie Herzrasen, Schwindel, innere Unruhe und Gereiztheit. Viele werden aggressiv und halten sich selbst in ihrem Umfeld für unerträglich. Vor allem bei Frauen jedoch hält sich hartnäckig die Befürchtung, wenn sie mit den Rauchen aufhören, deutlich im Gewicht zuzulegen.

Die Motivation mit dem Rauchen aufzuhören besteht also, jedoch bedingen viele Faktoren das Gelingen. Ganz weit vorn in der Argumentation steht auch die soziale Zugehörigkeit, wie wir an späterer Stelle noch lesen werden.

Die Alternative Dampfer und E-Zigarette – Weniger schädlich?

Viele steigen auf die in Mode gekommenen Dampfer und elektrischen Zigaretten um. Sie werden mit Liquids aus Glycerin-Lösungen befüllt und sind zudem nicht weniger kostspielig. Beim Dampfer wird kein Tabak verbrannt und die Volksannahme war jahrelang zunächst, dass der Umstieg auf die E-Zigarette somit besser für Gesundheit und Körper wäre. Studien jedoch warnten bereits davor, das Thema Dampfer und E-Zigaretten allzu sorglos anzugehen.

Da es nämlich noch zu keinerlei Langzeitstudien gekommen sei, wie sich die Flüssigkeiten in den Geräten über Jahre auf den Körper auswirken, sei nicht auszumachen, welche Folgeschädigungen Dampfer hervorrufen können. Wer also gedacht hat, mit dem Umstieg auf Dampf leichter von der Zigarette wegzukommen und so „gesünder“ zu rauchen, der sei eines besseren belehrt. Schädlich ist das ganze trotzdem!

Bewiesen ist allerdings, dass das Ausschleichen bei Süchten besser funktioniert als ein radikaler Abbruch.
Reduziert man vorerst den Rauchkonsum von fünf auf eine Zigarette täglich, erzielt man größere Erfolge und ist bald ganz weg vom Glimmstängel.
Und wer etwa 6 Monate vollständig drauf verzichtet hat, der wird sich bald fragen, wieso er früher so viel Energie und Geld in dieses kostspielige und nervenaufreibende „Hobby“ gesteckt hat.

Zigaretten und Jugendliche heute

Das ist mal eine gute Nachricht: Jugendliche rauchen heute weniger als jemals zuvor! Im Vergleich zu 2001 verringerte sich die Zahl der jugendlichen Raucher um 20 Prozent. Scheinbar hat das Raucher-Image heute so stark abgenommen, dass kaum noch Jugendliche ein Verlangen verspüren, „auf diese Weise cool zu sein“.

Gegenteiliges liegt sogar vor: Cool ist es heute in jüngeren Kreisen, vegane Ernährung, sinnstiftende Zeitvertreibe und Yoga in den Alltag zu integrieren. Alkohol, Drogen und Tabak sind aus dem Fokus gefallen und locken immer weniger Jugendliche. Kommende Generationen sind heute so selbst-optimiert wie keine Generation vorher. Einerseits liegt dies auch an den vielfältigen Möglichkeiten sich heute jederzeit und überall zu bilden. In der Zeit der Massenmedien bleibt jetzt keine Frage unbeantwortet. Niemals.

Andererseits aber entwickeln sich Generationen zyklisch und wo heutige Jugendliche den Zigaretten abgeschworen haben, wenden sie sich wieder anderen Genüssen suchthaft zu: Soziale Plattformen, Facebook,Instagram und Co. sowie deren Inhalte werden stattdessen heute suchtartig verzehrt. Zudem kommt der gefährliche Trend auf, jegliche Inhalte unkritisch anzunehmen, die das Internet den jungen Erwachsenen präsentiert.

Der soziale Druck – Rauchen am Arbeitsplatz – Da scheiden sich die Geister

Das Rauchen am Arbeitsplatz ist ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden. Zwar motiviert es viele das Rauchenaufzugeben, Pro und Contra rauchen berührt Menschen tagtäglich, wenn sie zur Arbeit fahren und sich die erste Zigarette anstecken. Jedoch gibt es auf der Arbeitsstelle einen hohen Gruppendruck, mitzumachen.

Die erste Pause: Die Kollegen haben schon etwas unruhig mit den Füßen geschart und pellen sich in ihre Jacken. Gleich geht es für 5 Minuten vor die Tür, wo die ersehnte Zigarette und eine kleine Atempause für Auszeit sorgt. Es ist Montag morgen und die Kolleginnen werden gleich erst einmal in Ruhe das Wochenende auswerten. Was war mit der Familie los? Wer hatte ein Rendezvous? Und wie war der Kurztrip nach London?

Fest steht: Man möchte teilhaben, ist neugierig, will mitmischen beim sozialen Austausch. Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen ein Teil der Gruppe zu sein, logisch also, dass die guten Vorsätze, heute nicht zu rauchen schnell über den Haufen geworfen werden, weil man bereits auf dem Weg im Treppenhaus angeregt los geschnattert hat. Allein ein guter Austausch und angenehmes Klima unter den Kollegen erleichtern den stressigen Arbeitsalltag so sehr und die kleine Raucherpause bildet in diesem Punkt einen sozialen Treffpunkt, um Aktuelles auszutauschen und sich zu updaten.

Auch Humor, Lacher, kleine Sticheleien und Lästereien über den Chef sind Teil der Raucherpause und führen zu mehr Zusammenhalt. Das stärkt die gesamte Arbeitszufriedenheit und macht die Arbeit lustiger, das Team familiärer und einfach Spaß!

Wie also widerstehen, wenn die Belegschaft nicht im ganzen mit dem Rauchen aufhört? Schwierig! Es gibt kaum Lösungen für die Zwickmühle, wenn jemand sich dem Rauchen entziehen, aber an Infos am Arbeitsplatz nichts verpassen will und einfach dabei sein möchte.

Rauchen im Büro – Für andere passé und unfair!

Zudem werden Raucher heute mehr diskriminiert. Sie schlottern im Winter vor der Tür mit hochgeklappten Jackenkragen und werden kritisch beäugt von nichtrauchenden Kollegen. Die Situation, wenn sich die Raucher über den Vormittag bereits das dritte mal vor die Tür verziehen und die anderen ihre Arbeit durchziehen, bietet oft Zündstoff im Team. Wieso sollen die Raucher ihrer Sucht wegen dreimal soviel Pausenzeiten nutzen? Ist das nicht unfair, wie sich die Arbeit auf diese Weise auf Schultern einzelner verteilt?

Nicht selten sorgt das Thema Raucherpause in der Belegschaft für Konfliktpotential. Jedoch dürfen laut Gesetz Raucher aufgrund ihres Konsums nicht stigmatisiert und in die Enge getrieben werden. In vielen Firmen ist dies praktisch aber der Fall. Es kommt zu deutlichen Trennungen zwischen den Nichtrauchern und Rauchern. Auch zeigen Entwicklungen, dass es immer weniger Orte für Raucher gibt. Man bekommt den Eindruck, die Räumlichkeiten für Raucher, abgeschirmte Räume mit vergilbten Decken, seien so ungemütlich gestaltet, als fände hier eine unterschwellige Manipulation statt.

Gesetzlich geregelt – Ein Recht auf die Raucherpause

Rauchen im Büro ist natürlich passé, aber es ist mittlerweile gesetzlich geregelt, dass ein Recht auf die Raucherpause besteht. Nämlich im Rahmen der Mittagspause. So wie bei allen anderen auch gilt hier allgemeine Regel, dass nach einer Arbeitszeit von 6 Stunden eine mindestens 30-minütige Pause eingelegt werden muss. So will es das Arbeitszeitgesetz.

In dieser Zeit darf der Raucher seinem Laster nachkommen. Darüber hinaus aber liegen zusätzliche kleinere Raucherpausen im Ermessen des Unternehmens. Ist der Chef selbst Raucher, sieht er es sicher nicht so eng. Liegt in der Firma jedoch eine strenge Null-Toleranz-Tabak-Politik vor, hat man als Raucher eher schlechte Karten.

Oder vielleicht auch gute? Denn ist er gezwungen aufgrund des sozialen Drucks weniger zum Glimmstängel zu greifen, käme das wiederum seinem Wunsch nach einem Rauchstopp näher. Ebenso käme es seiner Gesundheitsverfassung zugute. Ein ständiges Pro und Contra Rauchen!

Rauchen – Darf nicht jeder selbst bestimmen?

Vielleicht mag es naiv klingen, aber ist das Thema nach der Schädigung durch Tabakkonsum nicht eines, welches man jedem Menschen selbst und individuell überlassen sollte?
Wie man das Rauchen am Arbeitsplatz handhabt, mag Anpassung und dem Aushandeln der Belegschaft zugrunde liegen, aber ob jemand überhaupt raucht, liegt doch wirklich im eigenen Ermessen.

Selbstentfaltung, Selbstbestimmung und der freie Wille sind unschätzbare Werte, die man heute mehr denn je bewahrt haben möchte. Denn durch dauerhafte Medienbeschallung, Beeinflussung und ein Überangebot an Informationen und Meinungen wird es heute immer schwerer, sich selbst treu zu bleiben. Die eigenen Anschauungen werden allzu schnell von Ansichten anderer überschattet und gerade am Arbeitsplatz starten jeden Tag Dynamiken, die die Individualität eines Jeden oft einschränken.

Es ist notwendig, sich gerade dort an die Gruppe anzupassen. Einzelkämpfer gehen einen anderen Weg und können es in einer Firma schwer haben, wenn sie sich ständig von der Gruppe isolieren.

Somit stellt auch die Raucherpause ein komplexes Beispiel dar, wie der Mensch gezwungen ist, sich einzufügen und anzupassen. Ob es nun heißt, Raucherpausen sind verpöhnt und gehören abgeschafft oder aber: „Komm mit! Gehen wir eine rauchen: Ich muss dir unbedingt noch das Neuste von meinem Wochenende erzählen!“

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