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Lohnt es sich noch, den Doktor zu machen?

Lohnt es sich noch, den Doktor zu machen?

Der Doktorgrad gilt in vielen wissenschaftlichen Fachgebieten als erstrebenswertes Ziel der akademischen Karriere. Nach wie vor sagt man promovierten Universitätsabsolventen bessere Karrierechancen nach als beispielsweise den Master- beziehungsweise Diplom-Absolventen. Die Befürchtung der jungen Absolventen ist aber, dass sie mit einem Doktortitel für das spätere Berufsleben überqualifiziert und zu sehr spezialisiert sein könnten.

Die Frage danach, ob es sich noch lohnt, den Doktortitel zu machen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Für Absolventen, die eine Hochschulkarriere anstreben, ist der Doktortitel zwingende Voraussetzung. Der Weg einer Hochschulkarriere sieht so aus, dass Du nach dem Masterstudium promovieren und nach der Promotion habilitieren musst, damit Du Hochschullehrer an einer deutschen Universität werden kannst.

Aber wie sieht es in Einsatzfeldern außerhalb der Universität aus? Lohnt sich hier der Doktortitel in jedem Fall? Und was bedeutet eigentlich die Frage, ob der Doktorgrad sich lohnt? Sind damit die Karriere– oder Verdienstmöglichkeiten oder beides gemeint? Dieser Artikel wird der Frage differenziert nachgehen und zu dem Schluss gelangen, dass es sich nach wie vor lohnt, den Doktorgrad zu erwerben.

Wie kann man den Doktor bekommen?

Zunächst einmal musst Du als Voraussetzung, um überhaupt promovieren zu können, ein Erststudium mit einem Master beziehungsweise einem gleichwertigen Abschluss (zum Beispiel Diplom) mit mindestens einer Durchschnittsnote von 2,5 oder besser absolvieren. Wenn Du eine Promotion willst, dann nennt sich dies promovieren beziehungsweise eine Promotion anstreben. Du wirst dann aufbauend auf Deinem Erststudium systematisch in Richtung Forschung weiterentwickelt.

Am Ende der Promotion steht die Dissertation, die Du eigenständig anfertigen musst und die wissenschaftliche Erkenntnisse enthalten muss, die es in der Form bis dato noch nicht gibt. Du musst also selbstständig forschen und wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln. Ist die Dissertation erfolgreich, dann hast Du die Promotion erfolgreich abgeschlossen und Deine Doktorarbeit wird veröffentlicht. In Deutschland sind alle Dissertationen zwingend zu veröffentlichen.

Wenn Du also Dein Erststudium mit einer Durchschnittsnote von mindestens 2,5 abgeschlossen hast und damit über ein sogenanntes Prädikatsexamen verfügst, hast Du die Möglichkeit zu promovieren. Für die Promotion ist es notwendig, dass Du einen Doktorvater findest, der Dich betreut oder Du findest einen Platz in einem Promotionsprogramm. In der Regel schließt sich die Promotion zeitlich unmittelbar an das Erststudium an und wird begleitet durch eine befristete Beschäftigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem Fachgebiet beziehungsweise Fachbereich, in dem Du Deine Doktorarbeit schreibst.

An das Promovieren schließt sich die Frage an, wie es mit dem Doktortitel weitergeht. Es gibt dann die Möglichkeit, die wissenschaftliche Karriere an der Universität fortzusetzen und zu habilitieren, das heißt den Titel „Professor“ zu erlangen und Hochschullehrer zu werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, mit dem Doktortitel eine Karriere außerhalb der Universität anzustreben.

Lohnt es sich, für eine Laufbahn an einer Hochschule zu promovieren?

Für eine akademische Laufbahn, das heißt eine Karriere an einer Hochschule mit den Schwerpunkten Lehre und Forschung, ist der Doktortitel absolut obligatorisch. Solltest Du an einer wissenschaftlichen Karriere an einer deutschen Hochschule Interesse haben, stellt sich die Frage, ob sich der Doktortitel lohnt, nicht, denn Du musst ihn zwingend haben.

Ohne Doktortitel ist an einer deutschen Hochschule ist eine vollwertige wissenschaftliche Karriere nämlich nicht möglich. Somit ist die Frage, ob es sich noch lohnt, den Doktortitel zu machen, in Bezug auf eine wissenschaftliche Tätigkeit an einer Hochschule bereits eindeutig beantwortet. Der Doktortitel muss gemacht werden und ist zwingende Voraussetzung.

Sollte man eine Promotion durchführen für eine Karriere außerhalb der Universität?

In der freien Wirtschaft hängt die Sinnhaftigkeit in erster Linie vom gewählten Studienfach ab. Eine ganze Reihe von Gründen sprechen in Einzelfällen für, aber auch gegen eine Promotion. Entscheidend für Dich ist nicht zuerst die Frage, ob sich für Dich lohnt, zu promovieren, sondern vielmehr die Frage nach dem passenden Beruf. Diese Frage musst Du zuerst beantworten. Anschließend kannst Du prüfen, ob es sich in dem von Dir favorisierten Beruf noch lohnt, den Doktortitel anzustreben.

In welchem Fachbereich lohnt sich die Promotion?

Die Promotion lohnt sich nicht in jedem Fachbereich. In welchen Fachbereich sie sich auszahlt und in welchen nicht beziehungsweise wo die Promotion vielleicht sogar ein Nachteil ist, findest Du nachfolgend je Fachbereich dargestellt:

1. Fachbereich Naturwissenschaften

Im Fachbereich Naturwissenschaften ist der prozentuale Anteil derjenigen, die über eine Promotion verfügen verglichen mit allen anderen Fachbereichen deutlich am höchsten. Rund 20 % aller Absolventen eines naturwissenschaftlichen Erststudiums erwerben anschließend den Doktortitel. Die Quote unter den Fachhochschulabsolventen ist dabei im Vergleich zu den Universitäts-Absolventen deutlich geringer.

Innerhalb des Fachbereichs Naturwissenschaften machen die Absolventen eines Chemie-Studiums den größten Doktoranten-Anteil aus. Etwa 90 % aller Chemiker promovieren nach dem Erststudium. Für Chemiker, die eine realistische Chance auf eine Beschäftigung außerhalb der Universität im Bereich Forschung und Entwicklung haben wollen, ist es zwingend, zu promovieren.
Nur diejenigen Absolventen, die nicht im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sein wollen, können eventuell auf die Promotion verzichten. Auch in den anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen ist der prozentuale Anteile derjenigen, die über eine Promotion verfügen überdurchschnittlich hoch.

Nach Information der Bundesagentur für Arbeit erwerben 72 % der Absolventen eines Biologie-Studiums anschließend den Doktor. Ein beruflicher Aufstieg im Bereich der Forschung und Entwicklung zum Beispiel in der Biotechnologie-Branche ist nur mit einem Doktortitel möglich. Ohne Doktortitel haben Absolventen einen entscheidenden Nachteil. Allgemein gilt, je näher die spätere Tätigkeit an dem wissenschaftlichen Tätigkeitsgebiet an der Universität liegt, desto obligatorischer wird der Doktortitel.

In der Physik liegt der Anteil derjenigen, die eine Promotion anstreben, gar bei 77 %. Kurzum lässt sich festhalten, dass der Doktortitel im naturwissenschaftlichen Fachbereich Pflicht ist und Absolventen ohne Promotion einen Wettbewerbsnachteil am Arbeitsmarkt haben. Hier lohnt es sich definitiv, den Doktortitel anzustreben.

2. Fachbereich Mathematik

Nach einer statistischen Auswertung haben etwa 13 % aller Absolventen eines mathematischen Erststudiums anschließend erfolgreich promoviert und einen Doktortitel erlangt. Im Fachbereich Mathematik ist ein Doktortitel aber bei einer Beschäftigung in der freien Wirtschaft nicht zwingend notwendig. Der Doktortitel kann aber Vorteile mit sich bringen, weil der Titel stellvertretend für hohes Engagement, Beharrlichkeit und Biss steht.

Dies sind Tugenden, die in der freien Wirtschaft sehr gern gesehen und in der Regel entsprechend honoriert werden. Zum Beispiel in der Consulting-Branche wird ein Doktortitel gern gesehen. Für angehende Mathematiklehrer ist eine Promotion aber nicht notwendig. Ebenso wenig ist ein Doktortitel notwendig bei Mathematikern, die zum Beispiel in der Versicherungsbranche tätig werden. Allein in der Versicherungsbranche ist die Nachfrage nach Mathematik-Absolventen derart hoch, dass diese auch ohne zu promovieren einen Job finden.

Allerdings erhöht sich dadurch, dass Absolventen eine Promotion anstreben, die Chance, später eine Führungsposition zu erhalten. Absolventen mit Promotion steigen hierarchisch höher ein, als die ohne eine Promotion. Der Anteil der Mathematiker, die eine Promotion haben, ist also gegenüber den Naturwissenschaftlern deutlich geringer.

3. Fachbereich Ingenieurwissenschaften

Auch im Fachbereich Ingenieurwissenschaften ist der Anteil der promovierten Absolventen vergleichsweise gering. Lediglich rund 3 % der Absolventen machen nach dem Erststudium noch ihren Doktor. Für eine fachliche Karriere in der freien Wirtschaft ist bei Ingenieuren ein Doktortitel eher kontraproduktiv. In der freien Wirtschaft sind praxisorientierte Ingenieure gefragt. Einer Promotion haftet der Makel beziehungsweise der Generalverdacht an, dass die Absolventen eher Theoretiker und weniger Praktiker sind.

Für Karrieren im Management können hingegen Promotionen durchaus förderlich sein. In derartigen Fällen sollten Ingenieure berufsbegleitend promovieren und so den Doktor nachträglich erwerben. Kurzum sind im Bereich der Ingenieurwissenschaften Promotionen eher nachteilig, es sei denn Absolventen streben Management-Aufgaben an.

4. Fachbereich Sozialwissenschaften

Im Fachbereich der Sozialwissenschaften liegt der Anteil der promovierten Absolventen bei etwa 10 %. Sozialwissenschaftler haben außerhalb der Universität auch ohne Promotion gute Karrierechancen. In den letzten Jahren war der Promotionsanteil im Fachbereich Sozialwissenschaften kontinuierlich rückläufig. Das hängt auch damit zusammen, dass die im Master vermittelten Kenntnisse wesentlich praxisrelevanter als die im Zuge der Promotion erlangten Kenntnisse sind.

Bei sozialwissenschaftlichen Berufen ist die Bedeutung der Praxisrelevanz besonders hoch, wodurch die Bedeutung eines Doktortitels sinkt. Im Fachbereich Sozialwissenschaften lohnt es sich tendenziell eher nicht, wenn Absolventen die Promotion anstreben. Viel bedeutender ist eine klassische Berufsausbildung, die zahlreiche Hochschulabsolventen nach ihrem Hochschulabschluss noch durchführen, um eine praktische Weiterbildung zu erfahren.

5. Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

Nur etwa rund 2,6 % aller Absolventen promovieren nach dem Studium. In Nichtregierungsorganisationen oder in der Politik ist ein Doktor durchaus noch angesehen und förderlich. Gleiches gilt auch in Unternehmensberatungen, da promovierten Unternehmensberatern eine höhere Kompetenz zugesprochen wird. Weit überwiegend gilt aber, dass weniger der Doktortitel, als vielmehr die faktische Leistungsbereitschaft im Berufsleben zählt.

Gerade Absolventen der Wirtschaftswissenschaften haben außerhalb der Universität in Unternehmen praktische Aufgaben durchzuführen, wodurch Praxisbezug bedeutender ist, als die Befähigung zu wissenschaftlicher Forschung. Bei der Besetzung von Management-Positionen kann hingegen eine Promotion einen Vorteil bedeuten.

6. Fachbereich Rechtswissenschaften

Im Bereich der Rechtswissenschaften befindet sich der Anteil der promovierten Absolventen annähernd auf dem Niveau des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften. Der Doktortitel kann bei einer Tätigkeit in großen renommierten Kanzleien durchaus von Vorteil sein.

Aber auch ohne Doktortitel besteht die Möglichkeit, Rechtsanwalt und Notar werden zu können. Auch bei einer Tätigkeit als Staatsanwalt oder Richter ist ein Doktortitel nicht notwendig. Allerdings haben statistische Erhebungen gezeigt, dass die Verdienstmöglichkeiten promovierter Absolventen oberhalb der von nicht promovierten Absolventen liegen.

7. Medizin-Studium

Bei einem Medizin-Studium schließen 60 % der Absolventen anschließend eine Promotion ab. In medizinischen Berufen, vor allem im Arzt-Beruf steht der Doktortitel für Kompetenz und er ist im Grunde zwingend. Ärzte mit Doktortitel werden als kompetenter wahrgenommen als die ohne. Ohne Promotion haben Absolventen einen entscheidenden Nachteil.

Kurzum ist ein beruflicher Aufstieg außerhalb der Universität in der Regel auch ohne Doktortitel möglich. Man sollte aber den Doktor anstreben, wenn man im Bereich der Naturwissenschaften oder Medizin studiert hat. In den anderen Fachbereichen kann ein Doktortitel nützlich sein, er ist aber nicht zwingend, wenn man eine Karriere außerhalb der Universität anstrebt. Bei einer wissenschaftlichen Karriere an der Universität muss zwingend promoviert werden.

Ist mit dem Doktortitel ein beruflicher Aufstieg vorprogrammiert?

Der Doktortitel ist bei einer wissenschaftlichen Karriere an einer Hochschule zwingend. Ohne Doktortitel besteht ein erheblicher Karrierenachteil beziehungsweise können bestimmte Positionen wie die eines Hochschullehrers nie erreicht werden.

Außerhalb der Universität in der freien Wirtschaft ist der Doktortitel in vielen Fällen wichtig, damit ein beruflicher Aufstieg erreicht werden kann. In naturwissenschaftlichen und medizinischen Berufen benötigt man zwingend den Doktor. In den anderen Fachbereichen kannst Du Dich mit einer Promotion gegenüber Mitbewerbern abheben, was Dich Deiner Traumposition und einer attraktiven Vergütung näher bringt.

Ist der Verdienst bei denjenigen mit Promotion höher?

Neben den Karrierechancen sind die Verdienstmöglichkeiten ein entscheidendes Kriterium für die Frage, ob sich eine Promotion lohnt. Eine Erhebung der Beratungsfirma „Personalmarkt“ hat interessante Fakten zu Tage befördert. Naturwissenschaftler und Mathematiker mit Promotion verdienen in ihrer ersten Stelle nach dem Studium rund 8.400 Euro pro Jahr mehr als die Absolventen ohne Promotion. Promovierte Ingenieure liegen gehaltstechnisch rund 11.300 Euro oberhalb der Masterabsolventen.

Bei Wirtschaftswissenschaftlern mit Doktor liegt das Einstiegsgehalt fast 10.000 Euro über dem nicht promovierter Absolventen. Der größte Unterschied ist bei Juristen und Medizinern feststellbar. Hier liegen die Gehaltsdifferenzen beim Einstiegsgehalt bei rund 14.000 Euro. Es lässt sich also eindeutig festhalten, dass Absolventen mit Promotion wesentlich mehr verdienen als die, die keinen machen. Ein beruflicher Aufstieg in Bezug auf das Gehalt ist anscheinend nach wie vor nur mit Doktortitel möglich.

Fazit

Es lohnt sich nach wie vor, den Doktortitel zu machen. Für eine wissenschaftliche Karriere an einer Hochschule ist der Doktor sowieso obligatorisch. Bei Tätigkeiten in der freien Wirtschaft ist er überwiegend hilfreich und führt überwiegend zu besseren Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten. Zu berücksichtigen ist aber auch die Zeit und der Aufwand für eine Promotion. Den Doktortitel zu machen bedarf Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen.

In sozialwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Berufen ist der Doktor nicht zwingend und bietet auch keinen wirklichen Mehrwert. Im Gegenteil ist er hier zum Teil sogar eher kontraproduktiv. In den anderen Fachbereichen führt er aber jeweils zu einem höheren Einstiegsgehalt und besseren Aufstiegschancen. Ein beruflicher Aufstieg ist in Deutschland mit Promotion einfacher als ohne.

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