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„Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber …“ – Über den richtigen Umgang mit Kritik und wie Du souverän und gelassen reagierst

„Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber …“ – Über den richtigen Umgang mit Kritik und wie Du souverän und gelassen reagierst

Im Alltag passiert es uns oft, dass wir in Situationen geraten, in denen wir Kritik ausgesetzt sind. Manchmal ereilt uns ein „gut gemeinter Ratschlag“ dann aus dem Hinterhalt und kommt völlig unerwartet. Die Reaktionen sind dann oft äußerst unangenehm: Wir fühlen uns gekränkt, Kritik sitzt stechend und schmerzend in unserer Brust, wir verlieren die Kontrolle über die Situation. Oft nehmen wir sofort eine rechtfertigende Haltung ein. Weglaufen, eingeschnappt spielen oder wütend werden – dies sind vor allem im Arbeitsumfeld keine zulässigen Reaktionen. Sie können den Arbeitsplatz sogar gefährden.

Mit Kritik umgehen kannst Du aber lernen. Das solltest Du auch, denn im Laufe des Lebens stößt Du immer wieder an Grenzen, wenn Du damit keinen Umgang entwickelst. Daher fassen wir hier zusammen, worauf es ankommt, wenn Du einen souveränen und gelassenen Umgang mit Kritik lernen willst.

„So arbeiten wir hier eigentlich nicht!“ – Kritik im Arbeitsleben

Eine allzu häufig entstandene Situation ist, wenn Dein Chef oder Vorgesetzter Dich „durch die Blume“ auf etwas hinweist: Vielleicht hast Du die Akten an den falschen Ort geräumt, ein Kundentelefonat, das er mitbekommen hat, zu umgangssprachlich geführt oder einen Fehler im Rechensystem der Firma verursacht. Gerade, wenn man neu im Unternehmen ist, muss man sich erst einmal in Ruhe einleben und sorgfältig alles nachlernen, was die Belegschaft bereits seit Jahren routiniert durchführt. Während Deine Kollegen voll in der Materie stehen, schwirrt Dir aber noch der Kopf bei den ganzen neuen Abläufen. Und dabei Fehler zu machen, ist etwas völlig Normales im Lernprozess.
„So arbeiten wir hier eigentlich nicht“, ist dann ein beliebter Klassiker, wie Deine neue Arbeitsweise bewertet wird. Versteckt heißt es dann ja schon: „Machen Sie das bitte anders. So finden wir es nicht gut. Ändern Sie das bitte.“

Die Momente, in denen Kritik im Arbeitsleben auftritt, sind jedoch nicht nur dann gegeben, wenn jemand noch im Lernprozess steht. Auch sind Geschmäcker und Arbeitsstile sehr divers und variieren manchmal sehr stark. Es kann auf der Arbeit schon oft vorkommen, dass Du eine Situation so bewertest, Dein Vorgesetzter möchte es aber ganz anders handhaben. Er geht vielleicht konventioneller an eine Aufgabe heran. Du eher freier. Oder umgekehrt. Es kommt zu Themen wie Hierarchie und auch Macht. Wer hat das sagen? Wer darf wen wann kritisieren? Und wann ist diese Kritik auch unberechtigt oder unangemessen? In manchen Firmen geht das Thema Umgang mit Kritik sehr weit und sogar bis ans Eingemachte: Schikane, Mobbing und Ausgrenzung können auftreten.

Daher ist es entscheidend, sich in all diesen Situationen nicht passiv zu verfangen, sondern einen bewussten und reflektierten Umgang mit Kritik zu erlernen. 

„Ich meine ja nur…“ – Kritik im Privaten

Anders liegt Kritik in Beziehungen, Freundschaften und Partnerschaften im Privatleben vor. Auch hier kann es zu Verletzungen kommen, die die Beziehungsdynamik und -geschichte langanhaltend und nachhaltig beeinflusst.

Sagte er ihr einmal zu Beginn ihrer Partnerschaft, dass ihm ihr Kleidungsstil oder die Art ihrer Aufmachung nicht zusagt, fühlt sie sich mitunter noch Jahre später von ihm in ihrem Look kritisiert und letztlich nicht attraktiv. Oder aber eine Freundin entgegnet halb Spaß, halb Ernst zur anderen Freundin, als diese übereilt und völlig aus der Puste am Treffpunkt erscheint: „Das kenne ich ja schon, dass Du öfter zu spät kommst!“

Bemerkungen dieser Art sind auch eine Form von Kritik an der anderen Person, ihren Einstellungen, ihren Verhaltensweisen, ihrem Standpunkt. Im Privaten hat man dann allerdings im Unterschied zur Arbeit eigentlich die Möglichkeit, eine dieser Situationen wieder auszuwerten. „Du hast mich an der Stelle verletzt!“ – „Oh, das wollte ich nicht. Aber findest Du nicht, dass Du oft zu spät dran bist?“ So lässt sich das ganze besser klären, als vielleicht im Arbeitsprozess. Nichts desto trotz muss man sich der Kritik stellen und sich offen und mutig damit konfrontieren.

Sehe ich die Kritik als gerechtfertigt an? Hat meine Freundin, Partner usw. vielleicht Recht mit dem, was er sagt? Oder setze ich dagegen, dass derjenige mir Unrecht tut und bestehe darauf, dass mein Gegenüber vielleicht überbewertet und besonders anspruchsvoll ist. An mir herummäkelt? Zu pingelig ist?

Es sollte unbedingt vor allem im privaten Bereich und innerhalb lebenslanger Freundschaften und Beziehungen darauf geachtet werden, dass der destruktive Umgang mit Kritik eine Beziehung für immer beeinflussen kann und wird. Läuft einer eingeschnappt weg und das vorliegende Problem wird totgeschwiegen, wird das aber für alle Zeiten auf das „Beziehungskonto“ eingezahlt. Und auch wenn die Beziehung fortan konstruktiv weitergeführt wird, stehen diese Konflikte irgendwie dennoch immer im Raum.

Destruktiv mit Kritik umgehen – Was hindert uns an Gelassenheit und Souveränität? (Innerer Kritiker)

Wie wir Kritik konstruktiv begegnen, hängt im großen Maße von unseren früheren Erfahrungswerten, unserem Selbstbild, Einstellungen und unserer Geschichte zusammen. Man spricht im Zusammenhang auch von unserem „inneren Kritiker“. Dieser ist ein kleines Stimmchen in unserem Kopf – aber manchmal auch ein ziemlich lautes – welches alle Befürchtungen und Zweifel, Ängste und Sorgen ausformuliert. Der innere Kritiker wird beeinflusst, von der Art, wie wir in der Frühphase unserer Prägung als Kind, von unseren Eltern, Freunden, dem Umfeld ernst genommen wurden. Welches Feedback haben wir erhalten, wenn wir unseren eigenen Weg wählten? Wurden wir unterstützt oder eher abgestraft, wenn wir etwas Neues ausprobierten?
Der innere Kritiker wird immer aktiv, wenn wir Direkte Kritik im Außen erhalten. Und oft agiert er dann destruktiv.

Feedback und Verbesserungsvorschlägen kann der innere Kritiker entweder so begegnen: „Ich hab es Dir gleich gesagt, dass es falsch war!“ In dem Fall spiegelt sich ein eher negatives Selbstbild. Oder aber auch so: „Ich war mir schon nicht so sicher. Na ja, gut, dass ich es jetzt herausgefunden habe!“ Im zweiten Fall ist erkennbar, dass mit Kritik konstruktiv umgegangen wurde, in die eigenen Fähigkeiten vertraut wurde und die Kritik nutzbar gemacht wurde.

Was ist nun aber ein destruktiver Umgang mit Kritik?

4 Punkte, die Du vermeiden solltest, wenn Du auf Kritik stößt:

1. Unterbrich den anderen nicht!

Du solltest Dir erstmal in Ruhe alles genau anhören, bevor Du dem anderen Direkt ins Wort fällst. Wenn wir dies nämlich tun, verpassen wir einiges, was hinterher wohl möglich noch kommen würde, manchmal sogar noch ein Lob.

2. Rechtfertige dich nicht sofort!

Wer Direkt in die Rechtfertigung einsteigt, zeigt dem anderen Direkt, dass er schwach im Selbstwert ist. Vor allem Vorgesetzte und Chefs wollen sehen und hören, dass Du das Geschilderte Ernst nimmst, Dir Deine Gedanken dazu gemacht hast, bestimmt aber auch, dass Du Dir nicht alles bieten lässt. Dass Du sachlich an die Geschichte herangehst, ist immer äußerst wichtig. Destruktiv auf Kritik reagieren, lässt Rückschlüsse auf Deinen Selbstwert zu.

3. Gerate nicht in Aggressionen und bleib bei Dir!

Bleib unbedingt ruhig. Nur keine Panik! Selbstbeherrschung ist ein wichtiges Thema. Wer gleich aggressiv wird oder die Schuld auf einen Kollegen schieben will, der wird vom Arbeitgeber in schlechtem Licht erscheinen. Dann nämlich wirkst Du unsicher, unfair und unreif auf den anderen; dieser Umgang mit Kritik ist destruktiv.

4. Verstumme auch nicht!

Das Gegenextrem, wenn Du mit Tadel und Feedback destruktiv umgehst, ist es völlig zu erstarren, sobald jemand etwas an Dir bemerkt oder bewertet. Manche Menschen können den Direkten „Angriff“ gar nicht anders aushalten, als zu weinen und wenn das nicht geht, erstarren sie, laufen danach zur Toilette und brechen dort zusammen. Dies kommt besonders dann vor, wenn jemand mit seiner eigenen Geschichte und Vergangenheit noch überhaupt nicht ausgesöhnt ist. Also unreflektiert alles von sich geschoben hat, was das Leben ihm jemals über sich erzählen wollte. Äußerst destruktiv!

Diese Dinge werden sich irgendwann rächen: Beschäftige dich lieber einmal richtig mit Dir selbst, dann weißt Du auch, welche Stärken und Schwächen andere an Dir bemerken könnten und wie Du daran arbeiten kannst, anstatt dauernd vor Dir selbst wegzulaufen.

Konstruktiv mit Kritik umgehen – Kritik nutzbar machen

Mit Kritik destruktiv umzugehen, wird dich im Leben kaum weiter bringen. Und Du trittst regelmäßig vor die selben Schranken und Grenzen. Diese unangenehmen Gefühle holen dich doch wieder ein und Du tust daher gut daran, die Kritik für dich konstruktiv nutzbar zu machen, nur so hast Du etwas davon!

Die folgenden Tipps helfen Dir dabei, wie Du mit Kritik umgehen kannst

1. Höre Dir genau und alles in Ruhe an, was gesagt wird, und filtere, worum es eigentlich geht!

Konstruktiv Kritik verteilen ist auch nicht immer leicht. Manchmal gerät auch beim Sender einiges Durcheinander und erhält eine subjektive Färbung. Man ist eben auch nicht mit jedem immer befreundet. Filtere also genau heraus, worum es hier für dich geht. Ist die Aufgabe wirklich falsch erfüllt worden? Geht es um eine konkrete Verhaltensweise oder Einstellung, die wir an den Tag legen? Oder ist der Angriff möglicherweise etwas persönlicher geraten, weil Deine Kollegin insgeheim auf dich wütend ist, weil Du immer auf dem besseren Parkplatz parkst, weil Du drei Minuten eher da bist?

2. Beachte die Beziehung zum Sender!

Kritik ist auch dann konstruktiv, wenn Du genau darauf achtest, wie Deine Beziehung zu der Sender-Person ist. Will Sie in manchen Fällen einfach ihre Machtposition nicht gefährdet sehen, tust Du gut daran, freundliche und diplomatisch zu nicken und das ganze aber innerlich an Dir vorbeirauschen zu lassen. So wie etwa: „Die hat sich ein wenig auf dem Radar, also mach Dir nichts weiter aus dem Gesagten. Um die Person aber auch nicht zu vor den Kopf zu stoßen, bin ich freundlich und beherrscht. Ganz neutral eben!“

3. Formuliere die Erwartungshaltung richtig aus!

Bei manchen Kritikpunkten, fällt der Umgang mit Kritik sehr schwer, da wir nicht so genau spüren können, was der andere nun eigentlich von uns will. Da ist es konstruktiv, wenn Du am Ende des Gesagten, Direkt nachfragst, wie etwas gemeint ist und die Erwartungshaltung konkret ausformulierst: „Ich soll also künftig,… ist das richtig?“ Du zeigst dem Gegenüber, dass Du Ernst nimmst, was er gesagt hast und vor allem, dass Du absolut willens bist, an Deinem Verhalten, Charakter und Fähigkeiten zu arbeiten. Man beweist Einsatz und wertschätzt den anderen und seinen Standpunkt, wenn man nachher formuliert, wie es nun weitergehen kann.

4. Sei unbedingt neutral!

Gegebenenfalls fällt Kritik auch manchmal destruktiv aus, wenn es persönlicher wird. Wir sind alle nur Menschen. Und manchmal nervt einen auch auf Arbeit das eine oder andere am anderen, da man es leider tagein-tagaus ertragen muss. Lass dich nicht beirren! Bleibe unbedingt sachlich und neutral und blende persönlichen Dinge besser aus. Natürlich nur bis zu einem bestimmten Punkt. Sollte die Kritik so destruktiv veräußert werden, dass es an Mobbing grenzt, solltest Du dich selbstverständlich an anderer Stelle beschweren und anzeigen, dass Du findest, das Gesagte sei grenzüberschreitend gewesen. Auch hier beeinflusst wieder unsere Frühprägungsphase unsere Toleranzschwelle. Daher also gut Acht geben auf Zwischentöne und mögliche Überinterpretationen!

5. Lass Dir selbst und dem anderen nach der Kritik Raum!

Manchmal ist es nach dem Gesagten unbedingt von Vorteil, wenn Du Dir und dem anderen Zeit zum Durchatmen lässt. Kritik kann schmerzen, und sie auszuteilen ist oft auch nicht so leicht. Daher lasst euch nach Möglichkeit erst einmal etwas in Ruhe und verdaut das Gesagte vorerst. Wer wieder einen klaren Kopf bekommt, der kann später viel sachlicher daraufblicken und ist im Stande, schmerzende Gefühle von sachlichen Tätigkeiten und Aufgaben zu trennen.

Wenn Du also bewertet wirst, mach Dir die geteilte Kritik mithilfe dieser Punkte nutzbar und ziehe etwas Positives aus dem Ganzen. Unterscheide, welche Beziehung Du mit der Person hast und differenziere, was man genau auf sachlicher Ebene nun von Dir erwartet. Stelle Nachfragen und sicher, dass Du auch wirklich alles verstanden hast, so funktioniert ein Umgang mit Kritik konstruktiv und wird fruchtbar. Zudem festigst Du Deine Stellung im Team und zeugst Deinen Kollegen Respekt.

Fazit

Mit Kritik umgehen fällt niemanden leicht. Doch Du kannst es lernen. Und solltest es, damit Du im Leben nicht immer wieder vor den gleichen Schranken endest, mit nichts als einem schmerzenden Gefühl in der Brust. Stelle dich Deiner eigenen Geschichte, dann erfährst Du auch, wieso dich manche Dinge mehr aus der Bahn werfen, als anderen. Wer konstruktiv, reif und respektvoll auf Kritik reagieren kann, der steigt im Ansehen und lernt immer etwas dazu.

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