Wenn eine berufliche Neuorientierung ansteht, sind die meisten Arbeitnehmer zuerst schockiert. Die wenigsten Menschen reagieren mit sofortiger Begeisterung, wenn sie merken, dass sie die Komfortzone verlassen müssen. Dabei liegen gerade in der Veränderung viele neue Möglichkeiten. Berufliche Veränderung kann notwendig werden, wenn der bisherige Arbeitgeber die Kündigung ausgesprochen hat. Aber auch persönliche Gründe sollten nicht ausgeschlossen werden.
Wenn Du das Gefühl hast, beruflich auf der Stelle zu treten, solltest Du über eine Veränderung nachdenken. Durch eine Neuorientierung im Job lernst Du Dich besser kennen und entdeckst Seiten an Dir, die bisher im Verborgenen geschlummert haben. In jedem Fall bedeutet berufliche Veränderung eine Chance auf neue Erfahrungen und eine Zunahme Deiner beruflichen und persönlichen Kompetenzen.
Inhalt
Berufliche Neuorientierung ist ein Karrieregewinn
Die Zeiten, in denen Mitarbeiter 30 Jahre lang im gleichen Unternehmen tätig waren, sind lange vorbei. Nicht nur die Unternehmen verändern sich ständig, auch Berufsbilder werden regelmäßig neu definiert und die Erwartungen der Arbeitnehmer sind gewachsen. Trotzdem ist eine Kündigung noch immer kein Ereignis, das gefeiert wird. Wer zu einer beruflichen Veränderung gezwungen ist, fühlt sich zuerst nicht wohl damit. Das liegt auch daran, dass keine freie Entscheidung vorliegt.
Vielleicht kommt die Kündigung gerade zu einem sehr schlechten Zeitpunkt, vielleicht waren Deine eigenen Visionen gerade darauf ausgerichtet, Deinen Job für die nächsten Jahre behalten zu wollen. Ist die berufliche Neuorientierung allerdings eine freie Entscheidung, ist die Motivation höher und es kommt weniger Ärger als vielmehr Hoffnung auf. Was auch immer der Grund dafür ist, dass Du Dir einen neuen Job suchen musst, betrachte die Angelegenheit nicht als einen Verlust.
Wenn Du Dich auf den Weg machen musst, brauchst Du einen klaren Kopf. Jammern und Lamentieren sind jetzt vollkommen fehl am Platz. Mach Dir bewusst, dass Du nicht zum ersten Mal in dieser Lage bist. Du konntest Deinen bisherigen Chef davon überzeugen, dass er Dir einen Job geben soll. Also wirst Du auch Deinen nächsten Chef von Dir und Deinen Qualitäten überzeugen können. Schließlich hast Du in der Zwischenzeit noch mehr Erfahrungen, zusätzliche Kompetenzen und viele andere Vorzüge aufbauen können.
Berufliche Neuorientierung öffnet Dir neue Türen. Das beginnt schon während der Bewerbungsphase. Viele Mitarbeiter sind überrascht, wie hoch ihr Marktwert ist und welche Wertschätzung ihnen entgegengebracht wird. Der alte Job ist zwar bequem, doch die Komfortzone ist nicht immer der beste Lebensraum.
Berufliche Veränderung bringt auch das Privatleben in Bewegung
Wenn Du Dich auf eine berufliche Neuorientierung einstellst, ist davon auch jeder andere Deiner Lebensbereiche betroffen. Wenn Du eine Familie hast, ist Deine berufliche Tätigkeit für jedes Familienmitglied ein fester Bestandteil des eigenen Lebens. Das beginnt bei der Zeiteinteilung, die Dein Job vorgibt und geht über das Gehalt bis hin zur Urlaubsplanung.
Auch Deine Hobbys und Deine sozialen Kontakte sind betroffen. Wenn Du bisher am Ort gearbeitet hast und jeden Tag zur gleichen Zeit den Arbeitsplatz verlassen konntest, hast Du Dein Privatleben daran ausgerichtet. Schon eine kleine Veränderung allein der Arbeitszeiten kann das gesamte Freizeitleben in ein Chaos stürzen. Plötzlich ist keine Zeit mehr für das Vereinstreffen oder Du kannst Dein Kind nicht mehr pünktlich aus der Kita abholen.
So ist es nur verständlich, dass Dein Umfeld nicht von Deinen Plänen begeistert ist. Nimm Deine Familie von Anfang an mit ins Boot. Wenn sich Deine Lieben einbezogen fühlen, gelingt die berufliche Neuorientierung harmonischer.
Die berufliche Neuorientierung im Job braucht eine Strategie
Einfach mal ein paar Bewerbungen wegschicken ist kein Weg. Für eine berufliche Neuorientierung solltest Du Dir eine richtige Strategie überlegen. Eine neue berufliche Orientierung besteht aus mehreren Schritten.
1. Erlaube Dir Deine Träume
Viele Arbeitnehmer denken immer im gleichen Schema. Wenn sie sich gezwungen sehen, einen neuen Job zu suchen, suchen sie die Kopie des bisherigen Jobs. Streiche all diese Gedanken aus Deinem Kopf. Bemühe Dich, Dich in die Zeit hineinzuversetzen, in der Du Deinen ersten Job gesucht hast. Du hattest keine klaren Vorstellungen. Trotzdem konntest Du einen passenden Job finden. Schreibe Dir auf, wie Dein Traumjob heute aussehen würde.
Lass Deine bisherigen Erfahrungen für ein paar Stunden unbeachtet und träume Dir einen neuen Job. Wie soll die Arbeitszeit geregelt sein? Was willst Du verdienen? Wie viel Urlaub möchtest Du haben und wie ist der Raum gestaltet, an dem Du Deine neue Tätigkeit ausübst? Wie sind Deine Kollegen und Vorgesetzten gestrickt? Wie ist Euer Betriebsklima?
Wahrscheinlich wird Deine Aufzählung nicht so unrealistisch sein, wie Du befürchtet hast. Du solltest Ansprüche stellen. Eine berufliche Neuorientierung im Job muss keinen Abstieg bedeuten, manch einer ist durch einen Jobwechsel auch schon die Karriereleiter hinaufgefallen.
2. Definiere Deine Ansprüche für die Neuorientierung im Job
Notiere Dir auf einem Blatt Papier Deine Prioritäten in absteigender Reihenfolge. Was steht für Dich oben? Flexibilität? Macht? Geld? Im Laufe eines Lebens verändern sich die Prioritäten. Aus diesem Grund müssen sich streng genommen auch die Jobs verändern. Der hochbezahlte Managerposten, der gut war, als Haus und Grund gekauft und bezahlt werden mussten, passt nicht mehr, wenn eine Neuorientierung mit 40 oder eine Neuorientierung mit 50 ansteht.
Denn in diesem Alter setzen viele Menschen auf Zeit statt auf Geld. So ist aus psychologischer Sicht eine berufliche Veränderung auch immer die beste Gelegenheit, sich selbst treu zu bleiben und ein authentisches Leben zu führen.
3. Mach Dir Deine Stärken und Deine Schwächen bewusst.
Was kannst Du und wo willst Du noch Entwicklungspotentiale nutzen? Ein Jobwechsel kann dazu dienen, Deine Schwächen in den Vordergrund zu stellen und sie in Stärken zu verwandeln. Wenn Du weißt, was Du willst und was Du kannst, findest Du schneller die Stellenanzeigen, die Dich wirklich interessieren. Löse Dich von Deinen Qualifikationen.
Wenn Du als Buchhalter bisher einen guten Job gemacht hast, kannst Du dennoch die berufliche Veränderung nutzen, um in Zukunft mehr im Kontakt mit Menschen zu arbeiten. Entdecke die Fähigkeiten, die noch in Dir schlummern und nun endlich ans Licht kommen können.
4. Baue ein berufliches Netzwerk auf
Nutze die sozialen Medien, um Dir ein berufliches Netzwerk aufzubauen. Damit ist kein Stammtisch mit ehemaligen Arbeitskollegen gemeint. Berufliche Neuorientierung ist nicht einfach nur eine Neuorientierung im Job. Sie ist eine Neuorientierung im Kopf. Finde über Portale, wie Xing und LinkedIn neue Kontakte, die Dir helfen können, eine neue Zukunft zu gestalten.
5. Löse Dich von Deinen Erfahrungen
Schneide die alten Zöpfe ab, denn sie blockieren Deine Gedanken und halten Dich in der Vergangenheit fest. Das gilt besonders für Arbeitnehmer, die lange Jahre im gleichen Job beschäftigt waren. Auch ein beruflicher Neuanfang mit 30 bedeutet, dass die Zukunft vorn und nicht hinten liegt. Der alte Sokrates soll gesagt haben, Erfahrungen seinen Laternen, die den Weg ausleuchten, den wir schon gegangen sind.
Achte darauf, dass Dir auch Deine mentale Neuorientierung gelingt, denn sonst wirst Du Dich in Deiner eigenen Zukunft nicht wohl fühlen. Besonders wichtig ist dieser Aspekt, wenn Du mit unguten Gefühlen Deinen alten Job aufgibst. Dann könnte ein Festhalten an der Vergangenheit schlechte Erwartungen hervorrufen, die die Neuorientierung blockieren.
6. Erstelle einen Zeitplan für die berufliche Veränderung
Viele kleine Teilaufgaben warten auf Dich. Stellen suchen, Bewerbungen schreiben und Kontakte knüpfen sind wichtige Faktoren für die berufliche Neuorientierung. Erstelle einen Plan, der Dir vorgibt, was Du pro Tag oder pro Woche erledigen willst. Nur, wenn Du konsequent am Ball bleibst, gewinnst Du die Sicherheit, die Du brauchst, um während einer Bewerbungssituation überzeugend aufzutreten.
Neuorientierung mit 50 ist Nischensuche
Arbeitnehmer, die den 50. Geburtstag bereits gefeiert haben, sehen oft keine oder nur geringe Chance für eine berufliche Neuorientierung. Eine Neuorientierung im Job trauen sie sich kaum noch zu. Dabei kann die berufliche Veränderung auch im fortgeschrittenen Alter noch gut gelingen, wenn einige Hinweise beachtet werden. Dazu gehört in erster Linie, dass es sich nicht lohnt, auf dem Arbeitsmarkt mit jüngeren Kollegen um die Jobs zu streiten.
Ältere Arbeitnehmer finden ihre berufliche Neuorientierung häufig in Nischenbereichen. Außerdem stellen sollten sie darauf achten, dass sie ihre berufliche Veränderung in die Richtung vornehmen, in der sie Stärken haben, die jüngeren Kollegen fehlen. Das sind in erster Linie Erfahrungen und Gelassenheit. Wenn noch eine Portion Menschenkenntnis und Selbstdisziplin hinzukommen, ist die Neuorientierung mit 50 ebenso gut zu bewältigen wie ein beruflicher Neuanfang mit 30.
Beruflicher Neuanfang mit 30 will wohl überlegt sein
Manchmal wählen Menschen einfach den falschen Beruf. Oder es gelingt ihnen nicht, nach Ausbildung oder Studium im Traumjob Fuß zu fassen. Dann kann es dazu kommen, dass die berufliche Neuorientierung sehr früh erfolgt. Ein weiterer möglicher Grund kann auch sein, dass der Traumjob nicht zu den veränderten privaten Bedingungen passt. So will vielleicht eine Reisebegleiterin eine Familie gründen und lieber vor Ort arbeiten.
Oder ein selbstständiger IT-Berater möchte ein Haus kaufen und sucht eine Festanstellung. Das Risiko, dass in einer Neuorientierung in so jungen Jahren liegt ist, dass der neue Job eine Weile halten muss. Sonst könnte der Lebenslauf wirken wie der eines Jobnomaden.
Besonders positiv ist eine berufliche Neuorientierung mit 30, wenn damit gleichzeitig ein Karrieresprung einhergeht. Mit 30 muss ein Bewerber seinen zukünftigen Chef davon überzeugen, dass er an einem langfristigen Arbeitsverhältnis interessiert ist. Schließlich setzen Personaler und Vorgesetzte besonders viel Hoffnung in Mitarbeiter dieser Altersgruppe. In den USA gehören sie zu den begehrtesten Arbeitskräften. Das sind sie aber nur, wenn das Unternehmen ein paar Jahre ihre Vorzüge genießen kann.
Beruflicher Neuanfang mit 40
Soll das alles gewesen sein? Diese Frage stellen Menschen sich rund um die Mitte ihres Lebens. Mit 40 Jahren haben die meisten Arbeitnehmer in etwa ihr halbes Berufsleben hinter sich gebracht. Vielleicht sind die Kinder schon groß und die erste große Liebe mündete in eine harmonische Scheidung. Der 40. Geburtstag ist ein Wendepunkt. Deshalb denken viele jetzt über eine berufliche Veränderung nach.
Wenn Du in Deinem Leben an diesem Punkt stehst, zögere nicht zu lange. Noch gehörst Du nicht zu den älteren Arbeitnehmern. Du hast zwei große Vorteile, die sich häufig widersprechen, auf Deiner Seite. Du bist jung und Du bist erfahren. Erstelle eine Bewerbungsstrategie und bau Dir unbedingt ein berufliches Netzwerk auf.
Beruflicher Neuanfang mit 50
Mit 50 brauchst Du in erster Linie sehr viel Selbstbewusstsein, wenn Du eine berufliche Neuorientierung anstrebst. Suche Kontakt zu Menschen, die diese Aufgabe bereits gemeistert haben. Es gehört nicht nur eine gute Qualifikation dazu, als älterer Arbeitnehmer zu überzeugen. Du brauchst vor allem gute soziale Kompetenzen. Auch Unterstützung aus der Familie und von Freunden können hilfreich sein. Nimm alles in Anspruch, was der Gesetzgeber Dir an Beratungen und Förderungen zugesteht.
Der berufliche Neuanfang mit 50 kann ein echter Neuanfang sein. So setzen viele ältere Arbeitnehmer ihren beruflichen Weg in diesem Alter mit einer selbstständigen Beratertätigkeit fort. Lass Dich beraten, welche Möglichkeiten Dir offenstehen.
Fazit
Berufliche Neuorientierung ist immer ein großer Schritt. Es ist wichtig, in diesem Schritt die Chance zu sehen und nicht nur den Verlust zu betrauern. Richte Deinen Blick auf die Zukunft und auf Deine Prioritäten und Ansprüche. Im Rahmen eines beruflichen Neustarts kannst Du Dich neu entdecken. Halte daher nicht zu lange an alten Vorstellungen fest. Erstelle Dir eine Strategie, die Dein Alter und seine Besonderheiten berücksichtigt.
